Innovation-Transfer-Netzwerke: Die Suche nach Projektpartnern kann beginnen

Edited on 05/02/2024

Partner Search Tool - Innovation Transfer Networks

Das Bild einer Lupe auf einem Notizbuch und darüber das Logo der URBACT-Innovationstransfer-Netzwerke.

Das Partnersuch-Tool unterstützt Städte dabei, ihre Projektnetzwerkpartnerschaften aufzubauen. Lesen sie mehr über die Themen, zu denen es schon vorliegende Projektideen gibt!

Der URBACT-Projektaufruf für Innovation-Transfer-Netzwerke (auch Call genannt) ist noch bis zum 20. März 2024 geöffnet. Bei Innovations-Transfer-Netzwerken (ITN) gibt eine Stadt ihr erprobtes Wissen in einem bestimmten Bereich an die anderen Projektpartner weiter. Besonderheit des Calls ist es, dass Lead Partner nur solche Städte werden können, die im Rahmen des Programms Urban Innovative Actions (UIA) in der Förderperiode 2014-2020 eine Förderung erhalten haben um ein besonders innovatives Stadtentwicklungsprojekt umzusetzen. Dies bietet anderen Städten jetzt die Gelegenheit, diese getesteten neuartigen Ansätze auf ihren eigenen lokalen Kontext zu übertragen. 

Die über 20 ehemaligen UIA-Städte, die sich bereit erklärt haben, Lead Partner bei einem URBACT Innovation-Transfer-Netzwerk zu werden, stehen derzeit im Partnersuch-Tool online – jeweils mit einer genauen Beschreibung ihres Themas bzw. ihrer Projektidee. Darunter sind Ansätze im Bereich städtische Armut, Migration, Wohnen, Sicherheit, erneuerbare Energie, Boden- und Luftqualität, Kultur und Kulturerbe, demografischer Wandel und digitaler Wandel. URBACT hat sich den Ideenpool genauer angesehen, um interessierten Städten dabei zu helfen, Themen zu identifizieren, die für ihre Stadt interessant sein könnten.

Energie
Energiearmut ist in vielen europäischen Städten ein vorrangiges Thema, insbesondere weil die Energiepreise seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in die Höhe geschnellt sind. Getafe (ES) hat ein neues datengestütztes Modell entwickelt, um Energiearmut zu erkennen und zu verhindern. Es erleichtert die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, um versteckte Armut zu ermitteln. Gezielte Maßnahmen können dann auf der Ebene der einzelnen Wohnung, des Gebäudes oder der Nachbarschaft durchgeführt werden. Getafe hat gezeigt, dass dieser Ansatz die Energiearmut wirksam reduziert. Hört sich das nach einem Instrument an, das Ihre Stadt nutzen könnte?

Auf der Grundlage des partizipatorischen Ansatzes für die Energiewende hat Leidel (BE) eine lokale Energiegemeinschaft eingerichtet, die den Bürger:innen erschwinglichen, erneuerbaren, lokal erzeugten und autonom verwalteten Strom zur Verfügung stellt. RE/SOURCED baut auf die Dynamik für saubere Energie in ganz Europa auf, im Einklang mit dem Paket "Saubere Energie für alle Europäer". Die Ergebnisse sind für andere Städte, die die Kreislaufwirtschaft und die Bürger:innen in den Mittelpunkt der Energiewende stellen, von großer Bedeutung.

Luft- und Bodenqualität
Städte, die Fortschritte bei der Luft- oder Bodenqualität erzielen wollen, sollten sich vor allem drei innovative Maßnahmen ansehen. Baia Mare (RO) schlägt einen revolutionären Ansatz vor, um mit Schwermetallen belastetes Land mit Hilfe von Pflanzen wieder nutzbar zu machen und es der Gemeinschaft zurückzugeben. Eine anpassungsfähige dynamische Plattform und ein Toolkit können Ihnen helfen, die beste Nutzung für das Land zu bestimmen.
Zwei italienische Städte haben bürgernahe und datengestützte Modelle zur Verbesserung der Luftqualität entwickelt. Ferrara (IT) hat kostengünstige Sensoren und mobile Luftqualitätsstationen eingerichtet, um Zonen mit hohen Emissionen zu kartieren und in städtische bewaldete Grünflächen zu verwandeln. Portici (IT) hat ebenfalls ein weit verbreitetes Monitoringsystem auf der Grundlage von Citizen Science entwickelt, das mit Bildungsaktivitäten und Veranstaltungen kombiniert wird, um Verhaltensänderungen in der Bevölkerung zu fördern.

Digitalisierung
In verschiedenen Städten wurden digitale Werkzeuge eingesetzt, um die Politik und die Entscheidungsfindung in verschiedenen Bereichen zu unterstützen. Wien (AT) hat IKT-Lösungen entwickelt, um neue Standards bei Bauanträgen und Baugenehmigungen zu setzen. Das Tool kann an andere Genehmigungsverfahren in Städten angepasst werden und macht die Bürokratie effizienter, transparenter und kostengünstiger.

Heerlen (NL) hat eine innovative digitale Plattform geschaffen, um den öffentlichen Raum zu verbessern, das Engagement der Gemeinschaft zu fördern und Gebiete neu zu beleben. Wenn Bürger:innen öffentliche Instandhaltungsarbeiten in übernehmen, erhalten sie im Gegenzug ein Guthaben, welches sie in lokalen Geschäften und Bars einlösen können.

Ein digitales Umfeld wurde auch von Ravenna (IT) für einen Stadterneuerungsprozess im Stadtviertel Darsena gewählt. Die innovative Methodik wurde mit Hilfe digitaler Werkzeuge und einer Kultur der Zusammenarbeit entwickelt. Die DARE-Partner sammelten, verwalteten und stellten Daten und Informationen mit Hilfe einer innovativen digitalen Infrastruktur zur Verfügung, um die Entscheidungsfindung, das Erzählen von Geschichten und die Werbung zu unterstützen. Dies hat die Entwicklung Darsenas von einem verlassenen Hafengelände zu einem attraktiven städtischen Ökosystem befördert. Das Netzwerk könnte sich darauf konzentrieren, sowohl die technologischen als auch die methodischen Prozesse auf andere Städte zu übertragen.

Rennes (FR) hat sich direkt mit dem Thema E-Government-Lösungen befasst und ein Portal für die Nutzung und Wiederverwendung von Daten unter Wahrung der Privatsphäre sowie der Interessen des öffentlichen Dienstes entwickelt. Die Schnittstelle für wiederverwendbare städtische Daten ist voll und ganz mit frei verfügbarem Quellcode (Open Source) programmiert und kann von anderen Städten aufgegriffen zu werden, welche lokale Daten nutzen wollen.

Arbeitsplätze und Qualifikation
Der Schwerpunkt grüner und digitaler Wandel bedeutet, dass sich die Qualifikation der Arbeitskräfte in einer Stadt an diesen Wandel anpassen und weiterentwickeln müssen. Eindhoven (NL) ist mit dem Paradox konfrontiert, dass trotz des hohen Wirtschaftswachstums ein erheblicher Mangel an qualifiziertem Personal besteht, insbesondere im Bereich der Entwicklung kohlenstoffarmer Technologien. Die Platform4Work gestaltete den Weg zur Beschäftigung neu, indem ein "Qualifikationspass" entwickelt wurde, Bildungsprogramme umstrukturiert wurden und Arbeitgeber und Arbeitsuchende mithilfe der Plattform näher zusammengebracht wurden.

Aveiro (PT) möchte sich im Bereich der digitalen Innovation positionieren, hat aber mit einem gravierenden Mangel an digitalen Kompetenzen zu kämpfen. Unter dem Namen „Aveiro Tech City" hat die Stadt eine Reihe innovativer Aktivitäten und Projekte eingerichtet, um Talente in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Ingenieurwesen, Kunst und Kreativität und Mathematik, (STEAM – Science, Technology, Engineering, Arts and Creativity and Maths) anzuziehen und zu halten. Diese reichen von Bildung über Schulung bis hin zu Technologie und Dienstleistungen.

Cuenca (ES) nutzte seine besondere Lage in einer Waldregion, um einen innovativen Bioökonomie-Sektor aufzubauen. Die wichtigste Lösung war ein innovatives, auf die Bioökonomie ausgerichtetes Ausbildungsmodell. Dieses kombinierte Ausbildung, Forschung sowie die Gründung und Beschleunigung des Wachstums von forstwirtschaftlichen Unternehmen. Das preisgekrönte Modell kann auf andere EU-Städte im Bereich forstlicher Bioökonomie oder anderen Nischensektor in der Bioökonomie übertragen werden.

Kultur und kulturelles Erbe
Städte müssen alle ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen, um die Lebensqualität ihrer Bevölkerung zu verbessern, egal ob es sich um digitale, physische oder kulturelle Ressourcen handelt. In Újbuda (HU) wurden Kultur und digitale Plattformen kombiniert, um den sozialen Zusammenhalt lokaler Gemeinschaften über Kultur und Kreativität zu stärken und das bestehende Ökosystem der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKI) zu erweitern. Neben einer digitalen Plattform wurden öffentliche Plätze renoviert und eine neue Kultureinrichtung geschaffen, in der kreative kulturelle Aktivitäten zu neuen Gemeinschaften zwischen kulturellen und technologischen Initiativen sowie öffentlichen und privaten Sektor führen können.

Die Städte können sowohl Maßnahmen mit geringem Budget als auch größere Investitionen in Betracht ziehen. Chalandri (EL) konzentrierte sich auf ein antikes Denkmal - in ihrem Fall das Hadrian-Aquädukt - als Mittel zur Stadterneuerung und zur Wiederbelebung des Gemeinschaftslebens. Mit einem sektorübergreifenden Ansatz werden in Zusammenarbeit mit den Gemeinden lokale Projekte und kulturelle Veranstaltungen entwickelt, die die lokale Geschichte aufwerten und den Umgang mit Wasser und natürlichen Ressourcen verbessern. Die Maßnahme kann auf andere Städte mit unterschiedlichen Arten von lokalem Erbe übertragen werden, um Vertrauen aufzubauen und Gemeinschaften zu fördern.

In Tilburg (NL) nutzt die Stadt die Kultur als Mittel für den sozialen Wandel. Die Entwicklung eines kulturellen Ökosystems in einem ethnisch gemischten und benachteiligten Gebiet hilft, die Kluft zwischen den Menschen am Rande der Gesellschaft und den öffentlichen Diensten, mit denen sie zu tun haben, zu überbrücken. Mehr als 3 000 junge Menschen wurden durch 150 Projekte erreicht, die sich positiv auf die Gesundheit, das Verhalten und die öffentliche Sicherheit auswirken.

Sozialer Zusammenhalt
Viele Städte verfolgen innovative und partizipatorische Ansätze, um die seit langem bestehenden Probleme der sozialen Ausgrenzung anzugehen. Seraing (BE) setzte sich mit Isolation und Gemeinschaftsbildung auseinander, indem ein experimentelles Projekt zur Wiederbelebung öffentlicher Räume im Stadtzentrum durchführt wurde. Durch einen integrativen Stadtplanungsprozess und die Schulung von Anwohner:innen wurden die Räume neugestaltet, was in weiterer Folge zu laufenden Bürgerprojekten führte.

In Landshut (DE) wurde ein maßgeschneiderter Ansatz erprobt, um den Teufelskreis von Alleinerziehenden zu durchbrechen, die aufgrund mangelnder Kinderbetreuung nicht arbeiten können. Mit Schwerpunkt auf Gesundheitsberufe, die lange und flexible Arbeitszeiten erfordern, entwickelte die Stadt eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung. Alleinerziehende erhalten eine Ausbildung in Kinderbetreuung, um die Kinder von Beschäftigten im Gesundheitswesen in einem verbundenen Gebäude zu betreuen. Dies ist ein neuartiger Ansatz zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in einigen Berufen, von dem Frauen überproportional betroffen sind.

Verona (IT) bekämpft die Einsamkeit, die durch den demografischen Wandel und den Wegfall der familiären Netzwerke verursacht wird. Durch eine Kombination aus der Entwicklung eines "Einsamkeitsindex" und die Aktivierung von Gemeinschaftsressourcen sollten Einsamkeitssymptome erkannt und reduziert werden, um das Wohlbefinden zu steigern.

Brüssel (BE) nimmt sich des Problems des bezahlbaren Wohnraums an, mit dem viele Bürgerinnen und Bürger konfrontiert sind, und zwar durch ein Gemeinschaftswohnungsprojekt, das im Rahmen eines „Community Land Trust“ entwickelt wurde. Durch die Trennung des Eigentums von Grund und Boden und dem Eigentum an den darauf errichteten Wohnungen werden Spekulationen ausgeschlossen. Der Schwerpunktliegt auf der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum für diejenigen, die oft vernachlässigt werden: Familien mit geringem Einkommen, ältere Menschen, Obdachlose und alleinstehende Mütter.

Die Stadt Utrecht (NL) möchte ihr innovatives Konzept für die Aufnahme und Integration von Neuankommenden in der Stadt vorstellen, insbesondere von Asylbewerber:innen. Indem die Stadt die Art und Weise, wie Neuankömmlinge untergebracht, integriert und geschult werden, völlig neu gestaltet hat, hat sie sinnvolle Begegnungen jenseits der Etikettierung als "Flüchtling" oder "Einheimischer" ermöglicht. Die Flexibilität und der Fokus auf die unmittelbare Umgebung der Aufnahmezentren wird es jeder Stadt, die sich dem Netzwerk anschließt, ermöglichen, ihre eigene Version davon zu entwickeln, wie sie Einheimische und Neuankömmlinge miteinander verbindet.

Sicherheit in Städten
Städtische Räume nachts sicherer zu machen, ist für viele europäische Städte ein Thema. Wir wollen uns zwei Städte ansehen, die neue Ansätze für die Sicherheit in der Stadt bieten. Piräus (EL) hat ein ganzheitliches Modell entwickelt: Es sieht eine lokale Zusammenarbeit zur Kriminalprävention vor, eine Online-Plattform zur Bewertung von physischen und Cyber-Bedrohungen sowie räumliche Eingriffe zur Sicherung und Verschönerung gefährdeter Gebäude.

Turin (IT) konzentriert sich auf einen multidisziplinären Ansatz zur Verwaltung öffentlicher Räume und zur Verbesserung des nächtlichen Sicherheitsempfindens der Bewohner:innen. Maßnahmen zur Stärkung des territorialen Potenzials unter Einbeziehung lokaler Gemeinschaften machen die Stadtviertel abends lebenswerter.  

Ist etwas für Sie dabei?
Alle genannten Städte sind auf der Suche nach Partnern für den Transfer der beschriebenen Praktiken und konkreten innovativen Maßnahmen. Über das Partnersuch-Tool können Sie sich mit einer der Städte in Verbindung setzen, um mehr zu erfahren und Ihr Netzwerk gemeinsam auszubauen.

Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen, die Sie für eine Einreichung ihrer Projektidee beim Projektaufruf für Innovation-Transfer-Netzwerke benötigen.

 Die Übersetzung von Martina Bach (Nationale URBACT-Kontaktstelle für Österreich) basiert auf dem URBACT Artikel "Innovation Transfer Networks: the search is on for project ideas".
 

Submitted by Martina Bach on 05/02/2024
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Martina Bach

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