Ein CO2-neutrales URBACT City Festival, ist das möglich?

Edited on 04/04/2023

City Festival 2022 venue signs

Das diesjährige URBACT City Festival brachte viele Neuerungen, darunter auch CO2-neutrale Maßnahmen. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse dieser Erfahrung vor.

Mit dem wachsenden Engagement von URBACT für den grünen Wandel und die Kernziele der französischen EU-Ratspräsidentschaft 2022, in deren Rahmen das City Festival stattfand, hat sich das Programm das ehrgeizige Ziel gesetzt, seine erste klimaneutrale Veranstaltung überhaupt durchzuführen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, mussten wir viele Lektionen lernen: von der Planung, wie der ökologische Fußabdruck reduziert werden kann, über die Einbindung und Motivation der Teilnehmenden bis hin zur Beseitigung der Emissionen beziehungsweise deren Kompensation.

 

Wo fangen wir an? – Ein Plan zur Verringerung der Emissionen
 

Wo fallen die meisten Emissionen an? Es konnten mehrere Bereiche identifiziert werden, die einen großen ökologischen Fußabdruck verursachen, darunter der Veranstaltungsort und die Verpflegung.

 

Das URBACT City Festival 2022 fand in La Cité Fertile (Pantin/Großraum Paris) statt, einem nachhaltigen Veranstaltungsort der französischen Verkehrsbetriebe (SNCF), an dem mit der Zwischennutzung städtischer Räume experimentiert wird.

La Cité Fertile ist ein ehemaliges Logistikgelände der französischen Bahn, der übergangsweise in einen gemeinschaftlichen Freizeitkomplex umgewandelt wurde und ausschließlich mit erneuerbaren Energien und ohne Klimaanlage betrieben wird. Durch die Nutzung von Trockentoiletten kann außerdem viel Wasser gespart werden. Darüber hinaus werden organische Abfälle systematisch kompostiert.

 

Die Verpflegung kann bei der Planung von Veranstaltungen ein heikles Thema sein. Auf dem City Festival wurden ausschließlich vegetarische und vegane Mahlzeiten serviert, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Bei der Zubereitung wurden, sofern möglich, lokale und saisonale Zutaten verwendet. Die Mahlzeiten wurden genau kalkuliert, und die Reste wurden jeweils am Ende des Tages verteilt. Die Verpackung der Mahlzeiten wurde auf ein Minimum reduziert, und das URBACT-Team ist sehr stolz darauf, dass bei der Veranstaltung kein Einwegplastik verwendet wurde. Es gibt selbstverständlich immer Raum für Verbesserungen, aber diese Maßnahmen sind eine gute Vorlage für zukünftige Veranstaltungen!

 

Im Gegensatz zu allen vorherigen Veranstaltungen war das diesjährige City Festival papierlos. Die Teilnehmenden nahmen lediglich Erinnerungen und Inspiration mit nach Hause, da keine Willkommenspakete verteilt wurden. Anstatt tausende von Broschüren zu drucken, die nur einen kurzen Lebenszyklus haben, wurden alle Informationsmaterialien auf einer eigenen Website zur Verfügung gestellt. Die URBACT-Städte, -Netzwerke und -Partner wurden aufgefordert, ihre Ergebnisse kreativ auszustellen und keine seitenlangen Publikationen zu drucken und zu verschicken.

 

Vor, während und nach der Veranstaltung - Kommunikationskampagne und Anreise
 

Wenn es um umweltfreundliche Maßnahmen geht, kann man den Elefanten im Raum nicht ignorieren: den ökologischen

Fußabdruck von Reisen. Nach Angaben der französischen Agentur für den ökologischen Wandel (ADEME) ist die Anreise im Durchschnitt für 80 Prozent der Emissionen einer Veranstaltung verantwortlich.

 

Vor diesem Hintergrund beschloss das URBACT-Team, potenzielle Teilnehmenden anzusprechen und sie von Anfang an in die Bemühungen um die Klimaneutralität einzubeziehen. Vor dem City Festival wurde eine Sensibilisierungskampagne durchgeführt, in der die Gründe für die Entscheidung erläutert wurden, eine klimaneutrale Veranstaltung zu organisieren und die geplante Durchführung vorgestellt wurde. Dazu gehörten eine Reihe von Artikeln, Mitteilungen und sogar ein Online-Leitfaden mit einem Kohlenstoffsimulator. Die Teilnehmer:innen wurden für den ökologischen Fußabdruck ihrer Reisen sensibilisiert und von URBACT ermutigt, andere Verkehrsmittel als das Flugzeug zu wählen.

 

Aufgrund der aktuellen Verkehrsinfrastruktur in Europa und der Tatsache, dass die URBACT-Gemeinschaft Stadtenthusiast:innen aus einer Vielzahl von Ländern umfasst, mussten die meisten Teilnehmenden dennoch nach Frankreich fliegen. Einige Teilnehmende nahmen jedoch stundenlange Zugfahrten und alternative Transportmittel in Kauf, um sich unserer Herausforderung der Klimaneutralität zu stellen, wobei eine Person sogar eine zweitägige Zugfahrt aus Finnland auf sich nahm!

 

Der Blick zurück – Ergebnisse und Ausgleichsmaßnahmen
 

Das City Festival endete am 16. Juni 2022, aber die Arbeit des URBACT-Teams war damit noch nicht beendet. Nun war es an der Zeit für die eigentliche Berechnung des ökologischen Fußabdrucks unserer Veranstaltung. Die Methodik der Kohlenstoffbilanzierung bewertete die Emissionen der Veranstaltung in drei Bereichen: direkte Emissionen, indirekte Emissionen im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch und andere indirekte Emissionen.

 

Die Gesamtemissionen beliefen sich auf 254 Tonnen CO2, was 144 Hin- und Rückreisen zwischen Paris und New York oder den jährlichen Emissionen von 26 Französ:innen entspricht (Datagir von ADEME). Es handelt sich also nicht um eine unbedeutende Menge. Den größten Anteil an den Emissionen hatten die Anreisen der Teilnehmer aus ganz Europa, die 77,7 % des CO2-Fußabdrucks der Veranstaltung ausmachten, wobei 78 % davon durch die Nutzung des Flugzeugs verursacht wurden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bemühungen, den ökologischen Fußabdruck mithilfe der Mahlzeiten zu minimieren, haben sich ausgezahlt: Sie machten nur 1,4 % der gesamten Kohlenstoffemissionen der Veranstaltung aus, also 3,5 Tonnen CO2. Die Wahl eines nachhaltigen Veranstaltungsortes erwies sich ebenfalls als die richtige Entscheidung, denn unsere Energie- und Gebäudeemissionen beliefen sich auf nur 0,6 Tonnen CO2 bis. 0,9 Tonnen CO2.

 

Während eine Verringerung der CO2-Emissionen tatsächlich erreicht werden konnte, war zur Erreichung der Kohlenstoffneutralität ein weiterer Schritt nötig: Die Kompensation der Emissionen durch Projekte, die als natürliche Kohlenstoffsenken die Fähigkeit haben, die Emissionen von Treibhausgasen zu absorbieren und zu speichern. Für unseren Kohlenstoffausgleich wurden zwei Projekte zur Aufforstung und Umstellung zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in Frankreich ausgewählt.

 

Das erste Projekt, Bois de l'Etang im Nordosten Frankreichs, konzentriert sich auf die Aufforstung von Flächen, die derzeit als Weiden genutzt werden. Ein Baum absorbiert im Durchschnitt 25 kg CO2 pro Jahr, daher ist die Bewaldung von Flächen eine der besten Möglichkeiten, die natürliche Absorption von Kohlenstoffdioxid zu unterstützen. Das zweite ausgewählte Projekt konzentriert sich auf den Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Förderung der biologischen Vielfalt ist entscheidend für den Erhalt des Lebens auf der Erde. Darüber hinaus können Böden wirksame Kohlenstoffsenken sein und Emissionen absorbieren.

 

Wie geht es weiter mit den URBACT-Veranstaltungen?
 

 

Das diesjährige Stadtfest war die erste, aber sicher nicht die letzte klimaneutrale Veranstaltung im Rahmen von URBACT. Mit dem kommenden URBACT IV wird der grüne Wandel in alle Aktivitäten auf Programm- und Netzwerkebene einfließen. URBACT wird seine Emissionen weiter reduzieren, indem wir Präsenzveranstaltungen durch Online-Veranstaltungen ersetzen, die bereits durch die Covid-19-Pandemie deutlich verbreiteter sind. Bei der Organisation von Face-to-Face-Veranstaltungen auf Programmebene wird das Prinzip der Kohlenstoffneutralität beibehalten und für Veranstaltungen der URBACT-Städte und -Netzwerke dringend empfohlen.

 

Um die Frage im Titel diese Artikels zu beantworten: Ja, es ist möglich, eine klimaneutrale Veranstaltung zu organisieren und durchzuführen, selbst bei solch einer großen Veranstaltungen mit über 500 Teilnehmenden.

 

Themen des grünen Wandels sind in den Aktivitäten zum Aufbau von Strukturen und Kompetenzen für Städte stark vertreten, wobei neue Instrumente die URBACT-Toolbox und den URBACT Knowledge Hub erweitern. Das Programm URBACT IV (2021-2027) wird den Grundsatz beibehalten, dass die Städte ihre eigenen Netzwerkthemen entsprechend ihrer Bedürfnisse und Prioritäten frei wählen können. Dennoch wird ausdrücklich darauf hingearbeitet, das Bewusstsein und die Fähigkeiten aller Programmakteur:innen zu stärken, um Querschnittsthemen wie z. B. Digitalisierung, Umwelt und Geschlechtergleichstellung besser in ihre Arbeit und Aktivitäten sowohl auf Programm- als auch auf Netzwerkebene einzubeziehen.

 

Der Artikel basiert auf dem aus dem Englischen übersetzten Artikel „A carbon-neutral URBACT City Festival, is it even possible?“ von Aleksandra Kluczka. Übersetzung von Maximiliane Elspaß.

Submitted by Lilian Krischer on 20/09/2022
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Lilian Krischer

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