Am 20. und 21. Oktober 2022 fand der erste Deutsch-Österreichische URBACT-Dialog in München statt. Die Nationale Kontaktstelle für Deutschland und Österreich informierte über den neuen Projektaufruf für URBACT IV, drei Expert:innen gaben Inputs zu den neuen Förderschwerpunkten Klima, Gendergerechtigkeit und Digitales und Praktiker:innen boten interessante Einblicke in integrierte Gesamtstrategien im Themenfeld zirkuläres Bauen. Die Gastgeberstadt München stellte bei einer Exkursion ihr Modellprojekt zur Kreislaufwirtschaft im Bausektor in der ehemaligen Bayernkaserne vor, mit dem sie in der Förderperiode 2014-2020 am URBACT-Netzwerk „URGE“ mitgewirkt hat. Das Rahmenprogramm bot Einblicke in das Kreativquartier und in Zwischennutzungsprojekte der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Das Münchner Kreativquartier: Zwischennutzungen erhalten und weiterentwickeln
Zum Einstieg in die zweitägige Tagung, die in München von Barbara Bühler-Karpati vom Referat für Arbeit und Wirtschaft organisiert wurde, bekamen die Teilnehmer:innen einen Überblick zu Zwischennutzungsprojekten der Stadt München. Das Münchner Kreativquartier nordwestlich der Münchner Innenstadt ist ein ehemaliges Kasernengelände, das nach der Nutzung durch die Industrie und die Verwaltung zur Keimzelle lebhafter Zwischennutzungskultur der lokalen Kulturszene wurde. So beherbergt es neben Ateliers und freien Theatern den bekannten Veranstaltungsort „Import & Export“ und Münchens urbanes Kunst-Museum „MUCCA“. Nun soll das Gelände zu einem gemischten Stadtquartier mit 900 Wohnungen, Kunst, Kultur, Hochschule, Gründer:innenzentrum und Gewerbe werden, wie Frank Sollmann von der Koordinierungsstelle Kreativlabor des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft erklärte. „Das Kreativquartier ist bewusst so geplant, dass es ein stetiger Prozess ist, es geht nicht los und ist dann fertig“, verdeutlichte die stellvertretende Leiterin des Kompetenzteams Susanne Mitterer. Das Kompetenzteam ist verantwortlich für die Vermietung der etwa fünfjährigen Zwischennutzungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft auf dem Gelände, das im Besitz des Kommunalreferats Münchens ist. Dabei werden bei der Entwicklung des Kreativquartiers nach den städtebaulichen Leitideen des Büros Teleinternetcafe mit TH Treibhaus Landschaftsarchitektur bestehende Nutzungen, die sich in den vergangenen Jahren aus den Zwischennutzungen ergeben haben, erhalten und weiterentwickelt.
Zwischennutzungen in der Münchner Innenstadt
Daneben fördert die Stadt München auch Zwischennutzungen direkt im Zentrum der Stadt, wie den Teilnehmenden anhand von Projekten im Gebäude des Rathauses und dem Ruffinihaus vorgestellt wurde. So findet man im Rathausgebäude aktuell ausgefallene Mode-Labels mit Kollaborationen mit regionalen und internationalen Designer:innen, Themenabenden oder Paneltalks. Der Laden „Schneewittchen – oder der Tod und die Schönheit“ bietet Produkte der Begräbniskunst, wie Särge oder Urnen, sowie Dienstleistungen rund um einen Todesfall und will durch sie einen anderen Umgang mit Tod und Trauer fördern. „The Happy Club“ im Ruffinihaus wiederum bietet Druckworkshops mit der japanischen Druckmethode der Risographie an, die glücklich machen sollen. Interessent:innen für die Räume in zentraler Lage reichen ein Konzept beim Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft ein und können, sofern ihr Projekt angenommen wird, für eine Miete von etwa 500 Euro im Monat ein Jahr lang einen Laden bespielen, erklärte Anne Gericke, die beim Kompetenzteam für die Zwischennutzungen verantwortlich ist. Im oberen Stockwerk des Ruffinihauses befindet sich der Creative Hub, in dem Kreativschaffende für zwei Jahre Büroräume zu günstigen Konditionen mieten können. Das soll Kulturschaffenden helfen, ihre nächsten unternehmerischen Schritte zu gehen und sich mit anderen Akteur:innen im Kultur- und Kreativbereich zu vernetzen. Das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft bietet außerdem Beratungen für die Kultur- und Kreativschaffenden an.
Neues zum URBACT-IV-Programm
Am zweiten Tag begrüßte Tilman Buchholz vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Teilnehmenden in München und hob insbesondere die Bedeutung dieses Dialogs zwischen Deutschland und Österreich hervor. Im Anschluss informierte Heike Mages von der Deutsch-Österreichischen Kontaktstelle über das neue URBACT-IV-Programm. Der erste Call des Programms ist vom 9. Januar 2022 bis zum 31. März 2023 geöffnet. Bis dahin sind interessierte Kommunen und Städte eingeladen, nach Projektideen in dem URBACT-Online-Tool zur Projektpartnersuche zu suchen, oder selbst Ideen einzutragen. Daneben ist es jederzeit möglich, sich an die Deutsch-Österreichischen Kontaktstelle zu wenden, wenn Sie Unterstützung bei der Themen- oder Partnersuche benötigen. Konkrete Details zum Call sowie das final verabschiedete URBACT-IV-Programm werden erst Ende November 2022 veröffentlicht werden. Die meisten formalen Aspekte des Programms bleiben bei URBACT IV gleich. Neu ist, dass sich für diesen Call auch Städte von fünf der EU-Beitrittskandidaten (IPA-Länder) bewerben können: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien. Daneben soll es einen stärkeren Link zu den Urban Innovative Actions, der Urbanen Agenda für die EU und der Kohäsionspolitik im Allgemeinen geben, sowie die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ unterstützt werden. Insgesamt soll das Programm in dieser Förderperiode für kleine und mittlere Städte attraktiver werden. Auch die Umsetzung soll, neben der konzeptionellen Erstellung der Integrierten Aktionspläne, künftig im Rahmen von sogenannten „Small Scale Actions“ eine größere Rolle spielen.
Die drei Förderschwerpunkte bei URBACT IV
Für die neue Förderperiode 2021-2027 hat URBACT drei Schwerpunkte, auch wenn das Programm generell offen für alle Themen der Stadtentwicklung bleibt. Die Themen für Aktionsplanungsnetzwerke, die für den Aufbau von Strukturen und Kompetenzen bei den Kommunen im Fokus stehen sind Klimaschutz, Digitalisierung und Gendergerechtigkeit. Zu diesen Schwerpunktthemen gaben die drei Expert:innen Martin Hückeler von der Stadt Solingen, Eva Kail von der Stadt Wien und Markus Mohl von der Stadt München Kurzimpulse und die Teilnehmenden diskutierten in Gruppen eine mögliche Umsetzung dieser Themen.
Die nachhaltige, klimaneutrale Stadt
Martin Hückeler von der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz der Stadt Solingen stellte die verschiedenen Aktivitäten der Stadt Solingen hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Stadt vor. Seit 2021 wurde beispielsweise der Stab „Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ eingerichtet, der im Büro des Oberbürgermeisters angesiedelt ist. Durch ihn werden entlang bestimmter Handlungsfelder Projekte umgesetzt, die dem Klimawandel entgegenwirken. „Bereiche, die sonst untergehen würden, werden unter der Dachmarke zusammengefasst und bekommen ein Branding. So gibt es Aktionen, wie ältere Leute mit der Rikscha durch die Stadt zu fahren, oder die urbane Produktion mitten in der Innenstadt zu zeigen“, erklärte Martin Hückeler. Problematisch sei es aber dabei, dass die Schlüsselprojekte der Verwaltung oft nicht konkret genug seien, den Kern der Leitlinien nicht aufgreifen würden oder Maßnahmen seien, die sowieso umgesetzt würden. Als einen guten Ansatz sieht Martin Hückeler die „Intervention Logic“, des URBACT-Projekts „Global Goals for Cities“, an dem die Stadt Solingen teilnimmt. Gemeint ist mit der „Intervention Logic“ die Logik, wie ein Maßnahmenbündel zu beabsichtigten Ergebnissen beiträgt. Das Projekt „Global Goals for Cities“ zielt darauf ab, durch Peer-Learning und das Erstellen eines integrierten Handlungskonzeptes die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDG) schneller umzusetzen und auf die Stadt herunterzubrechen. Wichtig für die Intervention Logic sieht Martin Hückeler die Missionen, also übergreifende gesellschaftliche Ziele, die mehrere Akteure zusammenbringen, um sich auf die Lösung eines sektorübergreifenden Problems innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens zu konzentrieren. Diese sind breiter angelegt als ein spezifisches Ziel. „Diese Mission muss ambitioniert sein und kann nicht einfach in einem runden Tisch enden. Vor einem runden Tisch müssen andere notwendige Schritte unternommen werden“, betont Martin Hückeler. Eine Herausforderung für die nachhaltige, klimaneutrale Stadt, die in der Gruppendiskussion diskutiert wurde, ist die Sensibilisierung der Menschen und der Verwaltung für das Thema und die Motivation, sich dafür einzusetzen. Die Kombination von Kultur und Klimaschutz könnte eine Idee sein, mehr Menschen für das Thema zu aktivieren.
Die gendergerechte Stadt
Eva Kail vom Amt für strategische Planung der Stadt Wien berichtete über ihre Erfahrungen zum gendergerechten Bauen in Wien. Grundlegend dafür ist die Definition des Begriffs „gender“. Im Gegensatz zum englischen Wort „sex“, das das biologische Geschlecht beschreibt, bezeichnet der englische Begriff „gender“ das soziale Geschlecht. Gemeint sind dabei gesellschaftliche Zuschreibungen, die bestimmen, wie Frauen und Männer behandelt werden, weil sie als weiblich bzw. männlich wahrgenommen werden. „Dabei geht es aber auch insgesamt um soziale und kulturelle Hintergründe, sich in die verschiedenen Schuhe zu stellen und zu zeigen, dass unterschiedliche Bedürfnisse da sind“, erklärte Eva Kail. In der Stadt Wien war die 1997 errichtete Wohnanlage „Frauen-Werk-Stadt I“ eines der ersten Modellprojekte, die das Thema Gendergerechtigkeit in den Mittelpunkt stellte. Dort sollten Haus- und Familienarbeit erleichtert, nachbarschaftliche Kontakte gefördert und – auch nachts – ein sicheres Wohnumfeld geschaffen werden. Es wurden beispielsweise Räume nach dem Vorbild der Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs mit „sozialen Augen“ geschaffen, bei denen Bewohner:innen gemeinsam Räume mit anderen nutzen, und sich so sicherer fühlen, wie Nebenräume, Waschküchen oder Dachterrassen. Außerdem wurden Wohnungen gestaltet, durch deren Fenster die Bewohnenden ihre Kinder immer gut im Blick haben. Aber nicht nur die Räume selber müssen sich hin zu einer gendergerechten Stadtplanung ändern, auch die Prozesse dahinter. So zeigte die Stadt Wien bei der Neugestaltung des Reumannplatzes, wie Beteiligungsprozesse gestaltet werden können, um attraktiver für Frauen und Männer mit kleinen Kindern zu werden. Kleinere Tische, die einen Austausch in Kleingruppen ermöglichen, eine Kinderbetreuung sowie Termine am Wochenende führten zu einer breiteren Beteiligung der Bürger:innen. Ein großes Hindernis für die gendergerechte Stadtplanung ist es immer noch, Akzeptanz für diese Vorhaben zu erhalten. „Sehr hilfreich, um mehr Zustimmung zu bekommen, sind erfolgreiche Pilotprojekte. Im Kleinen kann so der positive Effekt von gendergerechter Stadtentwicklung gezeigt werden und überzeugen“, erklärte Eva Kail in der Gruppendiskussion.
Die digitale Stadt
Zum Thema der digitalen Stadt stellte Markus Mohl vom GeodatenService im Münchner Kommunalreferat den „Digitalen Zwilling München“ vor. Der digitale Zwilling ist ein digitales Abbild einer Stadt, das eine große Bandbreite von städtischen Daten in ein 3D-Modell übersetzt. Dadurch kann die Stadtverwaltung Prozesse digitalisieren und besser steuern, verschiedene Systeme und Datenplattformen vernetzen, Was-Wäre-Wenn-Szenarien testen und Veränderungen im Vorfeld für Bürger:innen visualisieren. Die Datensouveränität und der Datenschutz sind beim digitalen Zwilling eine wichtige Grundlage. Dabei ist der Münchner Digitale Zwilling in einigen Strategien der Stadt verankert, wie in ihr Integriertes Handlungsprogramm Klimaschutz, die Digitalisierungsstrategie oder die Nachhaltigkeitsstrategie. Ein anschauliches Beispiel, wie man den digitalen Zwilling nutzen kann, ist ein Altkleidercontainer mit Sensorik. Durch einen Sensor können die Daten zu Füllmenge des Containers erfasst werden. Dadurch kann die Route des LKWs, der die Kleider abholt, effizient angepasst werden, sodass er nur zu den vollen Containern fährt. Durch den digitalen Zwilling können zudem Beteiligungsformate verbessert und vereinfacht werden. In Freiham, einem Neubaugebiet in München, nutzte die Stadt es, um durch Virtual Reality, also ein digitales 3D-Abbild, die Büger:innen in Planungsprozesse einzubeziehen. „Das kam sehr gut an, sie konnten sich dadurch wirklich vorstellen, wie das Viertel einmal aussehen wird. Dadurch können sie auch besser in Entscheidungsprozesse eingebunden werden“, schloss Markus Mohl. In der Gruppendiskussion wurde deutlich, dass im Bereich der digitalen Stadt auch kleine, einfache Schritte schon erfolgsversprechend sein können. Das Beispiel des Altkleidercontainers zeigt, dass digitale Lösungen keinesfalls nur für abstrakte digitale Probleme genutzt werden kann, sondern auch für alltagsnahe Herausforderungen, die jeder versteht.
Kreislaufwirtschaft im Quartier stärken: Das Neue Europäische Bauhaus-Projekt in Neuperlach
Ein Rahmenthema des Deutsch-Österreichischen URBACT-Dialogs war die Kreislaufwirtschaft. Dr. Sylvia Pintarits vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München stellte dazu das Neue Europäische Bauhaus-Projekt „Creating NEBourhoods Together“ in München Neuperlach vor. Durch das Neue Europäische Bauhaus sollen die Themen Design, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, Erschwinglichkeit und Investitionen kombiniert werden, um einen Beitrag zur Umsetzung des europäischen Grünen Deals zu leisten. Ziel des Projektes in München ist es, die Großwohnsiedlung Neuperlach zukunftsfähig zu machen. Das durch Horizon Europe geförderte Projekt soll auch gleichzeitig als Demonstrationsprojekt für die „Mission 100 klimaneutrale und Smart Cities“ der EU-Kommission dienen. Zirkuläres Bauen ist eines von zehn Teilprojekten innerhalb des Neuperlacher Projekts in allen Bereichen der Stadtentwicklung, neben Themen wie Grünflächen und Ernährung, erneuerbare Energie oder Jugendkultur im öffentlichen Raum. Ein konkretes Beispiel ist die Zwischennutzung des ehemaligen Allianz-Gebäudes als „shaere“, also geteiltes Gebäude, in dem es nun Tanz- und Schulungsräume sowie Ateliers und einen Theater- und Kinosaal gibt. Die Flaggschiff-Nutzung ist die Community-Kitchen, eine Gemeinschaftsküche, in der gerettete Lebensmittel zu Gerichten verarbeitet werden. Ein anderes Beispiel für eine Maßnahme ist das „Circular Neuperlach“, dabei soll gemeinsam mit verschiedenen Akteur:innen, wie der Immobilienwirtschaft, der Stadtverwaltung, Stadtplaner:innen sowie Firmen und der Zivilgesellschaft eine Methodik erarbeitet werden, wie Gewerbegebäude mit Ansätzen der Kreislaufwirtschaft betrieben werden können.
Kreislaufwirtschaftsansätze aus Graz
Reiner Plösch vom GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH, einer hundertprozentigen Immobiliengesellschaft der Stadt Graz, berichtete, welche Ansätze die Stadt Graz hat, um ihren Klimaschutzplan 2030 umzusetzen. Bis dahin sollen Häuser in Graz ihre Treibhausgasemissionen jährlich um 20 Prozent reduzieren. Um den CO2-Ausstoß im Bau- und Gebäudebetrieb zu verringern, setzt die Stadt Graz klimafreundliche und nachhaltige Baustandards (KNB) um. Ein Teilbereich dabei ist die Kreislaufwirtschaft in den Gebäudezertifizierungssystemen. Beispielhaft wird so das Viertel Reininghaus auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei gebaut. Dabei wird die Brauerei verwertungsorientiert rückgebaut und die neuen Gebäude werden nach einem kreislaufwirtschaftlichen Konzept unter der Nutzung dieser Materialien errichtet. „Eine Herausforderung bei solchen Projekten ist es aber, dass bei Abbruch eines Gebäudes jeder Baustoff zu ‚Abfall‘ wird. Das heißt, es ist ein großer und teurer Aufwand, daraus wieder Baustoff zu machen“. Zukünftig soll es in Graz eine Richtlinie für dieses Problem geben, die aber erst ab 2027 in Kraft tritt. Eine weitere Herausforderung ist es, dass viele Referenzprojekte einen sozialen Anteil haben, wie etwa das Projekt des Grazer Restaurants Thalersee, das mit Hilfe der Caritas alte Möbel und Holzfenster in das kroatische Erdbebengebiet schickte, damit sie dort wiederverwendet werden können. Somit leben die Projekte derzeit noch viel vom Engagement einzelner Personen oder Institutionen.
Die Bayernkaserne in München: ein neues Wohnviertel aus recycelten Baustoffen
Abschließend bekamen die Teilnehmenden bei einer Exkursion interessante Einblicke in das Modellprojekt zur Kreislaufwirtschaft im Bausektor der Stadt München. Auf dem 50 Hektar großen Gelände der ehemaligen Bayernkaserne entsteht mit dem URBACT-Projekt „URGE" aus dem Abbruchmaterial der Kaserne ein neues Wohnquartier für 15.000 Personen. Das Projekt trägt damit dazu bei, dass die Stadt München bis 2035 klimaneutral wird. Denn mit der Wiederverwendung von Abbruchmaterial, die die Nachfrage nach Primärstoffen verringert, braucht es auch keine weiten Wege mehr, um Material zu transportieren. Durch eine Kooperation mit der Hochschule München werden alle Materialien vor der Anwendung umfassend geprüft. Den europäischen Austausch bietet das URBACT-Netzwerk „URGE“, an dem die Stadt München mit dem Kommunalreferat und dem Referat für Arbeit und dem Projekt der Bayernkaserne teilnimmt. Vom Referat für Arbeit und Wirtschaft betreute Barbara Bühler-Karpati vom Fachbereich Europa und Internationales das Projekt. In dem Netzwerk beschäftigen sich neun europäische Städte damit, wie die Kreislaufwirtschaft in den Bausektor integriert und somit zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen kann.
Deutsch-Österreichischer Austausch auch in Zukunft fortsetzen
Die Veranstaltung und der Austausch zwischen deutschen und österreichischen Städten wurden von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Die Impulsbeiträge führten zu angeregten Diskussionen und neuen Kontakten. Die Teilnehmenden konnten sehen, wie die verschiedenen Themen der nachhaltigen und klimaneutralen, der gendergerechten und der digitalen Stadt beispielhaft in anderen Kommunen angegangen werden und bekamen aus dem Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie der Kreislaufwirtschaft inspirierende Impulse. Ilse Göll vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betonte abschließend die Bedeutung der Kooperation von Deutschland und Österreich. Klar wurde, dass dieser Dialog nicht nur durch die Nationale Kontaktstelle für Deutschland und Österreich, sondern auch zwischen den Kommunen selbst fortgeführt werden soll. Freuen Sie sich also auf ein weiteres deutsch-österreichisches Netzwerktreffen in Zukunft!
Alle Bilder: © Lilian Krischer