Der Klimawandel und seine Auswirkungen wie Hitzewellen, Trockenheit oder Überschwemmungen machen nicht vor Grenzen halt. Kommunen und Regionen in ganz Europa stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Durch die Teilnahme an europäischen Projekten und Netzwerken gewinnen Städte neue Perspektiven und die behandelten Themen erlangen vor Ort einen höheren Stellenwert. Eigene Erfolge werden sichtbar und mögliche Defizite lassen sich leichter angehen. Kooperationen auf EU-Ebene beschleunigen zudem lokale Vorhaben durch zeitliche und methodische Vorgaben und den europäischen Erfahrungsaustausch. Die Arena zeigt anhand von Impulsvorträgen, praktischen Beispielen aus München und Mechelen sowie einer Exkursion ins Mannheimer Spinelli-Quartier, wie Kommunen von der europäischen Zusammenarbeit im Bereich Klimaschutz und -anpassung profitieren: Wie integrieren sie europäische und internationale Nachhaltigkeitsansätze in ihre Gesamtstrategien? Wie gelingt die Umsetzung vor Ort? Diese Fragen möchten wir behandeln und mit dem Publikum diskutieren.
Lokale Strategien für Nachhaltigkeit
Die Keynote hält der ehemalige Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Während seiner 16-jährigen Amtszeit setzte er sich auf europäischer und internationaler Ebene für starke Städte ein und war Mitbegründer der Bewegung „Global Parliament of Mayors“ sowie Mitglied im Europäischen Ausschuss der Regionen. So wurden im Leitbild „Mannheim 2030“ internationale Vorgaben wie die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) festgesetzt. In Mannheim werden heute internationale und europäische Leitlinien gemeinsam mit lokalen Akteuren konsequent vor Ort realisiert – mit großem Mehrwert für Umwelt und Stadtgesellschaft.
Beispiel München: Vorne dabei in der Kreislaufwirtschaft
München nutzt die Mitarbeit in den europäischen Netzwerken des URBACT-Programms URGE und LET'S GO CIRCULAR!, um die Kreislaufwirtschaft in der Stadt voranzubringen. Auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne entsteht ein neues Wohnquartier, wobei 50 Prozent des abgebrochenen Materials recycelt und wiederverwendet werden. Als URGE-Modellgebiet zeigte das Projekt nachhaltige Wirkung in München. Es gelang, mit dem Stadtrat Maßnahmen zu verabschieden, die als Grundlage für zirkuläres Bauen dienen. Als Lead Partner von LET'S GO CIRCULAR! erarbeitet München eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaftsstrategie, basierend unter anderem auf dem Zero-Waste-Konzept und dem URGE-Aktionsplan „Zirkuläres Bauen“. Dafür analysiert München die technologischen Grundlagen und diskutiert mit lokalen Stakeholdern die Anwendung zirkulärer Prinzipien in Textilien und Elektronik.
Beispiel Mechelen: Zugang zum Wasser für alle
Im belgischen Mechelen sind viele Wasserflächen und deren angrenzende Flächen von Tourismus, Handel oder privater Wohnbebauung geprägt. Das erschwert der Stadtgesellschaft den Zugang zum Fluss – und das in einer Stadt, die dringend mehr öffentliche Räume braucht. Hier setzt das Projekt WATSUP an, das durch das Programm „Innovative Actions“ der European Urban Initiative gefördert wird. WATSUP zielt in einem Co-Creation-Prozess darauf ab, das Flussufer der Dyle als blaugrünen Korridor zu entwickeln. Durch Kunst am Flussufer, einer naturnahem Ufergestaltung und einem urbanen Freibad verbindet das Projekt künftig die Menschen mit Wasser und der Natur.
URBACT & EUI: Ein starkes Europa braucht starke Städte
Margit Tünnemann vom europäischen URBACT-Programm und Jonas Scholze von der „European Urban Initiative“ werden – ausgehend von den guten Praxisbeispielen – in ihren Impulsen herausstellen, warum es entscheidend ist, dass Städte auf EU-Ebene eine starke Rolle einnehmen, sich vernetzen und sich aktiv in die Politikgestaltung einbringen. Sie legen dar, wie Kommunen sich bei europäischen Förderprogrammen besser zurechtfinden können und wie es gelingt, die Zusammenarbeit zwischen kommunaler, Länder-, Bundes- und EU-Ebene zu verbessern.
Exkursion in Richtung Nachhaltigkeit: Das Spinelli-Quartier
Die Exkursion ins Spinelli-Quartier gibt einen Einblick in die EU-Praxis Mannheims: Sie setzt die UN-Nachhaltigkeitsziele um und ist Sprecherstadt für die EU-Mission „100 klimaneutrale und intelligente Städte“. Mit dem „Local Green Deal“ wird der europäische Green Deal auf kommunaler Ebene umgesetzt. Das auf einem ehemaligen US-Kasernengelände entwickelte Modellquartier zeigt, wie die Umsetzung der Ambitionen zu mehr Nachhaltigkeit in der Praxis aussieht: Zentral ist die weitläufige Parkfläche der Bundesgartenschau 2023, die als Frischluftkorridor das Stadtklima verbessert. Nachhaltigkeit wurde in der Entwicklung dieser neuen Nachbarschaft ganzheitlich gedacht: von der städtebaulichen Gesamtkonzeption über die Gestaltung der Freiräume nach Schwammstadtprinzipien bis hin zu neuen Mobilitätsangeboten für ein autoarmes Quartier. Das FreiRaumLab, gefördert durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik, erprobt neue Kooperationsformen und fördert das Miteinander von Ansässigen und Neubewohnerinnen und -bewohnern. Bei der Exkursion lernen wir an verschiedenen Stationen die Nachhaltigkeitsaspekte des Quartiers kennen.