URBACT veröffentlicht den „Gender Equal Cities“-Bericht 2022

Edited on 04/04/2023

@IStock

Stock image of a balance with a man and a woman sitting on opposite sides.

Der Bericht enthält Empfehlungen für Städte und Gemeinden, um geschlechtsspezifische Diskriminierung abzubauen und Geschlechtergerechtigkeit unter anderem im öffentlichen Nahverkehr, in der Stadtplanung und auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Der Bericht enthält Empfehlungen für Städte und Gemeinden, um geschlechtsspezifische Diskriminierung abzubauen und Geschlechtergerechtigkeit unter anderem im öffentlichen Nahverkehr, in der Stadtplanung und auf dem Arbeitsmarkt zu fördern.

Geschlechtergerechtigkeit betrifft wesentlich mehr Themen als allgemein angenommen wird und ist ein entscheidender Aspekt bei der Gestaltung lebenswerter Städte. Ob bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, dem Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder der Förderung der Geschlechtergleichstellung in den naturwissenschaftlichen sowie Pflegeberufen – Städte haben hierbei eine große Verantwortung. Dabei gilt dies sowohl bei der Gestaltung der Kommunalpolitik als auch bei der Unterstützung des privaten und des nicht-gewinnorientierten Sektors.

 

Der neueste URBACT-Bericht „Gender Equal Cities" wurde diese Woche auf dem URBACT City Festival 2022 veröffentlicht und soll europäische Städte und Gemeinden dazu anregen, ihre Fördermittel besser zu nutzen und Strategien zu entwickeln, die die Gendergerechtigkeit berücksichtigen. Dabei geht es darum, zu beachten, auf welche Art und Weise Frauen und Männer sich im Stadtraum bewegen, dort arbeiten und leben. Mary Dellenbaugh-Losse, URBACT-Expertin für soziale Inklusion, Bürger:innenbeteiligung und Geschlechtergerchtigkeit, die gemeinsam mit Bianca Dreyer, URBACT-Expertin für Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit, die Erstellung des Berichts geleitet hat, erzählt:

 

Es ist ein kühler Frühlingsnachmittag in Wien. Expert:innen für Gleichstellung aus verschiedenen europäischen Städten stehen um einen Tisch herum, auf dem ein Flipchart liegt mit der Frage „Wie kann der Fortschritt bei der Geschlechtergleichstellung in europäischen Städten beschleunigt werden?“ Das Blatt ist mit einer Vielzahl an Stichwörtern beschrieben: Sensibilisierung von Entscheidungsträger:innen, von guten Beispielen lernen, Entwicklung von Handlungskonzepten und Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Bereichen Führung, Repräsentanz und Partizipation sind nur einige der wichtigsten Punkte.

 

Informationsaustausch, Aufbau von Strukturen und Kompetenzen, gegenseitiges Lernen, Partizipation – all diese Aspekte bilden die Grundlage für das URBACT-Programm. URBACT-Netzwerke wie GenderedLandscape befassen sich bereits mit vielen dieser Themen im Zusammenhang mit Geschlechtergerechtigkeit und ebnen anderen Städten den Weg, ihre Maßnahmen anzupassen und zu übernehmen. Auf Programmebene konzentriert sich URBACT seit dem ersten Treffen der Gleichstellungsexpert:innen 2018 in Wien auf diese Themen.

 

Das Ergebnis dieses Treffens sowie monatelanger Recherchen und Interviews mit mehr als 15 Kommunen in Europa, die das Thema Gleichstellung auf innovative Weise angehen, war der erste „Gender Equal Cities“-Bericht. Der Bericht "Gender Equal Cities 2019" ist der erste seiner Art und dokumentiert bewährte Maßnahmen aus verschiedenen Wirtschaftssektoren aus Städten in ganz Europa, die Geschlechtergleichstellung in ihre Kommunalpolitik integriert haben. Der jüngste Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, ergänzt diese Arbeit mit neuen Themen und Fallstudien. Er enthält außerdem zahlreiche Links, Methoden und konkrete Handlungsempfehlungen, um den Städten und Gemeinden mögliche Arbeitshilfen an die Hand zu geben.

 

Geschlechtergerechtigkeit werde zu oft als zusätzliches Thema angesehen, das von anderen Themen getrennt behandelt werden muss, erklärt Bianca Dreyer. Außerdem werde es oft als zweitrangig betrachtet. Mit dem Bericht solle den Leser:innen vermittelt werden, dass Gleichstellung kein isoliertes Thema ist, sondern ein wichtiger Treiber für den Wandel. Dies gilt insbesondere für aufkommende, zukunftsweisende Themen wie Nachhaltigkeit, Notfallmanagement und Smart Cities. Für diese Bereiche bietet das Gender Mainstreaming, also die Verpflichtung, bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen in den Blick zu nehmen, ein erhebliches Potenzial, das bisher zu wenig genutzt wird.

 

Neue Herausforderungen bei der Geschlechtergleichstellung 2022

 

Auf die Frage „Was sind die wichtigsten Zukunftsthemen im Bereich der Geschlechtergleichstellung?" sprachen die in Wien versammelten Expert:innen viele der neuen Themen des jüngsten Berichts an: Beteiligung von Männern und Jungen, Klima und Nachhaltigkeit, digitaler Wandel und Daten. Außerdem nannten sie die bereits im Bericht 2019 dokumentierten Themen politische Repräsentation von Frauen, Integration von Geflüchteten und Einkommensgerechtigkeit.

 

Die Diskussionen machten deutlich, dass es noch viel Handlungsbedarf gibt, um die Gleichstellung in der Kommunalpolitik voranzubringen. Der Europäische Gleichstellungsindex 2021 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (European Institute for Gender Equality, EIGE) zeigt für die EU insgesamt nur geringe Verbesserungen bei den Gleichstellungsfaktoren im Vergleich zum Index 2019. In einigen EU-Ländern sind die Werte in diesem Zeitraum sogar gesunken.

 

Mehrwert für Städte, die die Geschlechtergleichstellung berücksichtigen

 

Durch die Berücksichtigung von Geschlechtergleichstellung können sich erhebliche und unerwartete Synergieeffekte einstellen. Die schwedische Stadt Umeå hat beispielsweise berechnet, dass die Stadt mehr CO2 einsparen könnte, wenn Männer ebenso häufig wie Frauen den öffentlichen Nahverkehr nutzen, als wenn sie auf Elektrobusse umrüstet. Nach Schätzungen des EIGE kann die Berücksichtigung von Gleichstellungen in der Haushaltsplanung und der Analyse öffentlicher Ausgaben im Hinblick auf unbeabsichtigte Ungleichheiten bis 2050 zu einem Anstieg des Pro-Kopf- Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Union führen. Es würde zwischen 6,1 Prozent bis 9,6 Prozent beziehungsweise 1,95 bis 3,15 Billionen Euro steigen.

 

URBACT ist stolz darauf, diesen Fortschritt zu unterstützen, sowohl durch den aktuellen Bericht als auch durch den Aufbau von Strukturen und Kompetenzen für URBACT-Städte. Dadurch lernen sie, wie sie die Geschlechterperspektive als Schlüsselaspekt in ihre integrierten Handlungskonzepte und Beteiligungsprozesse einbeziehen können. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden rechtzeitig zum bevorstehenden Programmstart von URBACT IV in der URBACT Toolbox beschrieben sein. Diese neuen Methoden werden außerdem die Arbeit des Programms zur Geschlechtergerechtigkeit erleichtern, ein zentrales Thema der nächsten Finanzierungsrunde.

 

Weiteführende Informationen zu URBACT und geschlechtergerechten Städten

 

Verfolgen Sie unsere Arbeit in der LinkedIn-Gruppe „Gender Equal Cities“ und über unsere Tweets mit dem Hashtag #GenderEqualCities.

 

Schauen Sie sich den Livestream der Podiumsdiskussion "How gender equality creates sustainable cities" an, eine der drei wichtigsten Podiumsdiskussionen auf dem #URBACTfest.

 

Der Artikel basiert auf dem aus dem Englischen übersetzten Artikel „URBACT releases 2022 Gender Equal Cities report!“ von Mary Dellenbaugh. Übersetzung von Maximiliane Elspaß.

 

Bildnachweise:
3. Bild: GenderedLandscape network meeting in Vienna, 2022 © GenderedLandscape, URBACT
4. Bild: GenderedLandscape network meeting in Vienna, 2022 © GenderedLandscape, URBACT

Submitted by Lilian Krischer on 24/06/2022
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Lilian Krischer

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