Neun inspirierende URBACT-Good-Practices zu regenerativen Städten

Edited on 12/05/2025

Green and Blue City Transformation, Ostrów (Poland).

Entdecken Sie inspirierende Strategien zur Förderung von regenerativen Städten, aus neun mit dem URBACT-Good-Practice-Label ausgezeichneten Städten

„Urban Regeneration“ steht für einen transformativen Ansatz, der auf Nachhaltigkeit und innovative Formen der Bürgerbeteiligung setzt, um vernachlässigte Orte in Städten zu revitalisieren. Von der Umnutzung ungenutzter Stadtflächen und der Schaffung grüner Infrastrukturen bis hin zur Wiederbelebung des kulturellen Erbes oder der Förderung sozialer Inklusion, kann Urbane Regeneration viele Themen umfassen. Es gibt also keine einheitliche Formel: Stadterneuerungsprozesse unterscheiden sich je nach lokalem Kontext, ökologischen Herausforderungen und Akteurskonstellationen.

Der folgende Artikel stellt erfolgreiche Strategien der grünen Stadterneuerung aus neun europäischen Städten vor – entwickelt von vielfältigen Akteur:innen und getragen vom gemeinsamen Ziel, lebendige, resiliente und nachhaltige Stadträume zu schaffen. Sie gehören zu den 116 neu ausgezeichneten URBACT-Good-Practices. Bis Ende 2024 waren Städte und Regionen europaweit eingeladen, ihre innovativen Ansätze für nachhaltige Stadtentwicklung einzureichen. Diese wurden von URBACT-Expert:innen hinsichtlich ihrer lokalen Wirkung, ihres partizipativen und integrierten Ansatzes sowie ihres Übertragungspotenzials auf andere europäische Städte bewertet und ausgezeichnet.

Lassen Sie sich von den folgenden URBACT-Beispielen der „Urban Regeneration“ inspirieren: 

 

Nachbarschaften wiederherstellen und neu denken 

 

Stadtviertel sind häufig von sozialer Ausgrenzung, wirtschaftlichem Rückgang und Umweltproblemen betroffen. Die folgenden Beispiele zeigen zwei  Stadterneuerungsansätze, bei denen Nachhaltigkeit und die lokale Gemeinschaft im Vordergrund stehen:

#1 – Gent (BE)

 

Das Projekt „Urban renewal programmes for neighbourhoods“ richtet sich an benachteiligte Stadtviertel und verknüpft Wohnraumsanierung, ökologische Nachhaltigkeit und Bürger:innenbeteiligung. Im letzten Jahrzehnt wurden so 25 Stadtteilprojekte und über 10.000 Anwohner:innen aktiv eingebunden.

Gents Modell ist ganzheitlich ausgerichtet und setzt auf langfristige Nachhaltigkeit und inklusive Stadterneuerung. Ein besonderer Fokus liegt auf grüner Infrastruktur wie  neuen Parks, urbanen Gärten und Fußgängerzonen. In den ausgewählten Vierteln konnte der Autoverkehr um 30% reduziert werden. In gemeinsame Workshops wurde die Bevölkerung in das Projekt miteinbezogen, um sozialen Zusammenhalt und lokale Akzeptanz zu stärken. Wirtschaftlich brachte das Programm neue Arbeitsplätze durch lokale Beschäftigungsinitiativen und eine Aufwertung der Grundstücke. 

#2 – Düsseldorf (DE)

 

Das Projekt „Reinventing the Fringe“ zielt auf die Wiederbelebung städtischer Randgebiete ab, die in Entwicklungsstrategien oft vernachlässigt wurden. Der Ansatz stellt eine effektive Strategie gegen Zersiedelung dar und fördert gleichzeitig wirtschaftliche Dynamik und ökologische Nachhaltigkeit.

Durch die Rückgewinnung von rund 30 Hektar untergenutzter Flächen entstanden gemischt genutzte Quartiere mit Gewerbeflächen, bezahlbarem Wohnraum und kulturellen Einrichtungen. Zusätzlich wurde die Verkehrsanbindung deutlich verbessert – die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs stieg in den Randgebieten um 25%.

Zentrale Elemente des Projekts sind grüne Korridore und nachhaltige Mobilitätslösungen, wodurch die lokalen Emissionen um 20% gesenkt werden konnten. Dank breiter Beteiligung von Unternehmen bis hin zu Anwohnenden konnte das Projekt passgenau auf lokale Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Was kann Ihre Stadt von diesen Beispielen lernen?

Gent und Düsseldorf zeigen, dass integrierte, datenbasierte Ansätze sowie ein klarer Fokus auf ökologischer Nachhaltigkeit Städte dabei unterstützen können, komplexe Herausforderungen der Stadterneuerung zu bewältigen.

Ghent - Urban Renewal
 Urban Renewal, Gent.
Reinventing the Fringe, Dusseldorf.
Reinventing the Fringe, Düsseldorf.

 

 

Kollektive Verantwortung für grüne Stadterneuerungsprozesse übernehmen

 

Ein zentrales Anliegen von urbaner Regeneration ist es, echte Teilhabe und Verantwortung der Bevölkerung bei der Entwicklung nachhaltiger (Grün-)Räume zu gewährleisten. Die folgenden vier URBACT-Good-Practices liefern praxisnahe Lösungen:

#3 – Region Brüssel-Hauptstadt (BE)

 

Der „Canal Open Space Plan“ belebt die städtischen Räume entlang des Kanals, welche zuvor von Deindustrialisierung und räumlicher Fragmentierung gekennzeichnet waren.

Über 5.000 Bürger*innen wurden in Konsultationen und Mitgestaltungsprozesse einbezogen. Das Ergebnis: verbesserte ökologische Vernetzung, neue Parks und grüne Korridore auf über 15 Hektar und insgesamt mehr Biodiversität und Freizeitangebote.

Die Umsetzung des Plans hat außerdem die Luftqualität verbessert und die Hitzebelastung durch eine 20% höhere Grünabdeckung gesenkt.

#4 – Rouen (FR)

 

Das „Participatory Urban Park Project“ basiert auf der gemeinschaftlichen Gestaltung von Parks, welche gezielt auf lokale Wünsche eingehen. Über 2.500 Menschen haben sich an Workshops und Umfragen beteiligt und so unmittelbar die Gestaltung, Ausstattung und Verwaltung der Parks beeinflusst. 

Durch diesen kollaborativen Prozess entstanden multifunktionale, gut zugängliche Grünflächen mit hoher Biodiversität. Die intensive Beteiligung hat den sozialen Zusammenhalt und ein Gefühl der lokalen Verantwortung gefördert. 

#5 – Fót (HU)

 

Mit dem Projekt „Green spaces for leisure and community“ verwandelte Fót untergenutzte Flächen in lebendige Parks. Über 1.000 Anwohner*innen sind an der Planung und Pflege der Grünflächen beteiligt.

Rund 10 Hektar wurden zu inklusiven Freiräumen mit vielfältigen Freizeitangeboten aufgewertet – das förderte nicht nur Biodiversität und Gesundheit, sondern stärkte auch das Gemeinschaftsgefühl.

#6 – Ostrów Wielkopolski (PL)

 

Die „Green and Blue City Transformation“ integriert ökologische und gemeinschaftsorientierte Ansätze zur Stadterneuerung. Negative Folgen durch Überschwemmungen konnten um 40% gesenkt werden durch den Einsatz von grüner Infrastruktur, Regengärten und Regenrückhaltebecken. 

Die lokale Bevölkerung wurde durch Bildungsprogramme und partizipative Haushaltsplanung mit eingebunden. So wurde sichergestellt, dass das Projekt die Prioritäten der Einwohner widerspiegelt. Die Verbindung von ökologischer Aufwertung und aktiver Beteiligung hat die Lebensqualität in der Stadt verbessert, eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung gefördert und ein vorbildliches Modell für eine integrierte Stadterneuerung geschaffen.

Was kann Ihre Stadt von diesen Beispielen mitnehmen?

 

Die Beispiele zeigen, wie wichtig kontextbezogene, inklusive Ansätze sind. Brüssel legt den Fokus auf räumliche Integration, Rouen auf Mitgestaltung, Fót auf kleinteilige Interventionen und Ostrów Wielkopolski auf technisch-ökologische Lösungen mit Beteiligung. Gemeinsam bieten sie vielseitige Anregungen für eine grüne Stadterneuerung.

Open space plan, Brussels
Open space plan, Brüssel.
Métropole Rouen Normandie
Participatory Urban Park Project, Rouen.

 

Fót Green spaces for leisure and community
Green spaces for leisure and community, Fót.

 

Green and Blue City Transformation, Ostrów
Green and Blue City Transformation, Ostrów.

 

Die Stadt von allen für alle

 

Städte haben häufig mit verlassenen oder untergenutzten Räumen zu kämpfen, die innovative Lösungen erfordern, aus der Stadtbevölkerung heraus. So kann die Vitalität und der soziale Zusammenhalt der Nachbarschaften wieder hergestellt werden. 

#7 – Igualada (ES)

 

Im Projekt „Participatory Transformation of Abandoned Areas“ wurden über 1.200 Bürger:innen eingebunden. Gemeinsam wurden alte Industrieflächen in Parks, Kultur- und Gemeinschaftsorte umgewandelt – die leerstehenden Areale reduzierten sich dadurch um 30%.

Das Projekt hat die Gemeinschaft, die lokale Wirtschaft und die allgemeine Lebensqualität vor Ort gestärkt. Die aktive Einbindung der lokalen Bevölkerung hat außerdem zum Schutz des kulturellen und industriellen Erbe Igualada‘s beigetragen. 

#8 – Trnava (SK)

 

Das Projekt „Public Space Revival“ setzt auf gemeinschaftliche Prozesse der Stadt-Umgestaltung. Mehr als 3.000 Menschen beteiligten sich an der Neugestaltung von Plätzen, Parks und Fußgängerzonen – mit spürbaren Effekten: erhöhte Aufenthaltsqualität, 50% mehr Fußgänger:innen und neue wirtschaftliche Impulse für den lokalen Handel. Der Ansatz von Trnava zeigt, wie eine nachhaltige Beteiligung der Bevölkerung wirtschaftlich und sozial lebendige städtische Räume schaffen kann.

#9 – Flöha (DE)

 

Flöha hat eine stillgelegte, aber historisch wichtige, Textilfabrik durch das „Refabrication“-Konzept wiederbelebt. Über 2.000 Bürger:innen beteiligten sich an der Umgestaltung des 25.000 m² großen Areals zu einem neuen Stadtzentrum für Kultur, Bildung und Freizeitaktivitäten.

Das Projekt schafft neue Arbeitsplätze, stärkt das Selbstbewusstsein der Stadt und unterstützt die wirtschaftliche und gemeinschaftliche Wiederbelebung der Stadt. Die Erfahrung von Flöha zeigt, wie wirkungsvoll die Kombination von Denkmalschutz und moderner, gemeinschaftsorientierter Entwicklung sein kann.

Was kann Ihre Stadt von diesen Beispielen lernen?

 

Die Städte können sich Igualadas effektive, von den Bürgern vorangetriebene Rückgewinnung von Industrieflächen, Trnavas partizipative Wiederbelebung öffentlicher Bereiche zur Förderung der lokalen Wirtschaft und Flöhas Strategien der adaptiven Wiederverwendung zur Erhaltung des kulturellen Erbes zunutze machen. Diese Beispiele zeigen, wie Bürgerbeteiligung zu einer sinnvollen, wirtschaftlich nachhaltigen und kulturell sensiblen Stadterneuerung führen kann.

 

Skatepark in Igualada
Skatepark in Igualada.
Public Space Revival project, Trnava
Public Space Revival project, Trnava.

 

Refabrication, Flöha.
Refabrication, Flöha.

 

Mehr als nur Stadterneuerung

 

Die neun hier vorgestellten Beispiele zeigen eindrücklich das Potenzial grüner Stadterneuerung in unterschiedlichen städtischen Kontexten. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind echte Beteiligung, kontextsensitive Maßnahmen und kooperative Planung.

Ob Denkmalschutz und adaptive Wiederverwendung wie in Flöha, gemeinschaftliche Umgestaltung wie in Trnava, inklusive Grünräume wie in Brüssel oder ökologische Infrastruktur wie in Ostrów – jedes Beispiel liefert übertragbare Ansätze, die auf die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bedingungen anderer Städte angepasst werden können.

Entdecken Sie weitere inspirierende Ansätze unter den 116 URBACT Good Practices. Alle durchliefen ein anspruchsvolles Auswahlverfahren durch Expert:innen, mit einem Fokus auf lokale Wirkung, Beteiligung, Integration und Übertragbarkeit.

Lernen Sie Beispiele hier auf der Website genauer kennen und nehmen Sie Kontakt auf falls Ihre Stadt an einer Zusammenarbeit mit einer Good-Practice-Stadt interessiert ist. 

 

***Dieser Artikel basiert auf einer Übersetzung eines Artikels des URBACT-Sekreteriats***

 

 

 

Submitted by on 12/05/2025
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Max Anton Dörr

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