Mit München als Lead Partner ist das Action-Planning-Netzwerk „LE’TS GO CIRCULAR! – Paving the way for a circular transition of cities” im Juni 2023 gestartet. Den Förderantrag für URBACT IV hatten das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft und das Referat für Klima- und Umweltschutz gemeinsam mit neun Partnerstädten eingereicht. Nachdem sich viele Beteiligte bei der URBACT Summer University in Malmö im August schon kennengelernt hatten, lud München Ende September zum ersten transnationalen Austauschtreffen ein – mitten während des trubeligen Oktoberfests. Wie das größte Volksfest der Welt auch zu einem der nachhaltigsten werden konnte, war dabei ebenso ein Thema wie die gemeinsame Zielfindung der zehn europäischen Städte auf ihrem Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Diese Städte sind dabei
Bei „LET‘S GO CIRCULAR!“ mit dabei sind Cluj-Napoca in Rumänien, die griechische Insel Korfu, Granada in Spanien, Malmö in Schweden, Riga in Lettland, Oulu in Finnland, sowie Guimarães und Lissabon in Portugal. Als IPA-Partner, also als EU-Beitrittskandidat, der von dem Instrument für Heranführungshilfe finanziert wird, engagiert sich Tirana in Albanien. Auf der Netzwerkebene liegt der Fokus darauf, Maßnahmen für eine ganzheitliche, sektorenübergreifende und datengetriebene zirkuläre Strategie zu finden.
Für LET‘S GO CIRCULAR! hat München die URBACT- und Kreislaufwirtschaft-erfahrene Lead Expertin Eleni Feleki aus Thessaloniki gewonnen. Sie besuchte kurz nach dem Projektstart alle Städte und stellte in München erste Erkenntnisse für die „Baseline Study“ vor. Die zehn Städte bringen unterschiedliche Schwerpunkte ein, zum Beispiel zirkuläre Ansätze für die Textilwirtschaft oder die Baubranche, Wiederaufbereitung von Wasser und nachhaltiger Tourismus, Aufbau von Leih- und Tauschsystemen, die Wiederverwendung von IT-Geräten, eine starke Zusammenarbeit mit der lokalen Industrie und Clustermanagement oder auch erneuerbare Energien. In einer ersten Synthese präsentierte die Lead Expertin fünf zentrale Themenfelder für die Kooperation und den Austausch im Netzwerk:
• Governance (zum Beispiel Regularien und Leitlinien, Anreize und Beschaffung, aber auch Finanzierungen)
• Öffentlichkeitsarbeit, (Weiter-)bildung und Training
• Methodologie und Technologie (etwa Messung und das Mapping von Stoffströmen, Abfallmanagement)
• Förderung von Innovationen und Entrepreneurship (insbesondere in wichtigen Wertschöpfungsketten, Digitalisierung)
• Schaffung von Infrastruktur sowie Operationalisierung und Implementierung
Als ein theoretischer Unterbau dient das bekannte Konzept der 10R-Ladder (von REFUSE bis zu RECOVER). Mehrere Städte verknüpfen ihr Engagement in weiteren europäischen Initiativen und Programmen, vor allem der Circular Cities and Regions Initiative CCRI, der Circular Cities Declaration CCD und der der EU-Mission 100 klimaneutrale und intelligente Städte. Aktuelle Stadtentwicklungs-Ansätze wie die Donut-Ökonomie können vertieft werden, wo es sinnvoll erscheint.
Eindrücke aus München
Das Programm in München startete mit High-Tech und exklusiven Einblicken. Nachdem alle Besucher*innen Vertraulichkeitserklärungen unterschrieben hatten und Schutzanzüge angelegt hatten, öffnete das Startup Tozero die Türen zu seiner europaweit einzigartige Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien vor den Toren Münchens. Die Projektpartner*innen hatten schließlich erst die Gelegenheit, in der offiziellen Münchner Stadtrats-Box das Partygeschehen in einem Bierzelt live zu erleben – laut und „zünftig“ ging es zu, wie man in Bayern sagt. Am Tag danach folgte der fachliche Blick hinter die Kulissen des Oktoberfests. Vorgestellt wurden unter anderem der „Münchner Klimapakt“ und das betriebliche Klimaschutzprogramm „ÖKOPROFIT“, an dem sich auch Festzeltwirte und Fahrgeschäftebetreiber des Oktoberfests beteiligen. Die Stadt München setzt dabei auf freiwillige Selbstverpflichtungen und qualifizierte Umweltberatung, die auch hilft, Kosten und Ressourcen zu sparen. Als Hebel hat sich laut des Management-Teams auch die hohe öffentliche Aufmerksamkeit erwiesen. Eine zentrale, besonders effektive „Re:use“-Maßnahme für die Nachhaltigkeit des Oktoberfests ist das strikte Verbot von Einweggeschirr, das seit 1991 gültig ist und mittlerweile zu 90 Prozent weniger Restmüll führte. Auf großes Interesse als mögliches Modell auch für andere Städte stieß das Konzept der „Halle 2“. Der Abfallwirtschaftsbetrieb München AWM betreibt das in der Bevölkerung beliebte Gebrauchtwarenkaufhaus.
Ein ausdrücklicher Wunsch der Städtepartner für die transnationalen Treffen war es, zu erfahren, wie die Circular Economy jeweils in der Stadtverwaltung verankert ist. In München machte die „Circular Economy Koordinierungsstelle“ im Referat für Klima- und Umweltschutz den Anfang. Kurz als „CEKS“ bekannt, entwickelt das Team eine umfassende Strategie für München und arbeitet dafür eng mit anderen Referaten wie dem Kommunalreferat und der AWM zusammen.
Wann schließt sich der Kreis?
Bis Ende 2025 läuft die URBACT-Förderung für LET’S GO CIRCULAR!. Bis zum Abschlusstreffen in Granada sollen alle Städtepartner in ihren lokalen URBCT Fachgruppen, den sogenannten URBACT Local Groups, ULGs, eine möglichst große und integrative Bandbreite an Stakeholdern und Expert*innen versammelt haben. Gemeinsam soll jeweils ein lokaler Integrierter Aktionsplan aufgestellt werden, um einen nachhaltigen, gerechten und produktiven Übergang hin zur zirkulären Stadt zu schaffen. Die nächste gemeinsame Station des Netzwerks ist Portugal. Guimarães und Lissabon teilen sich die Ausrichtung einer Workshop-Woche.
Aktuelle Informationen unter: https://urbact.eu/networks/lets-go-circular
Foto rechts:
Teilnehmende des URBACT-Netzwerks LET'S GO CIRCULAR beim Netzwerktreffen in München © Stadt München