EU City Lab auf Tour: Energiewende in Bukarest

Edited on 28/10/2024

Maßnahmen zur Energiewende im Sektor 6 der Stadt Bukarest (Rumänien), Foto Credit: Sektor 6 der Stadt Bukarest

Welche Art von Unterstützung brauchen Städte, um die Energiewende zu schaffen? Wie lautet die Erfolgsgeschichte von Bukarest? Finden Sie es beim nächsten EU City Lab heraus!

Am 20. und 21. November 2024 wird URBACT zusammen mit der European Urban Initiative (EUI) ein EU City Lab in Bukarest (RO) ausrichten. Das zweite EU City Lab mit Fokus auf die Energiewende. Aufbauend auf der ersten erfolgreichen Veranstaltung, die vor fast einem Jahr in Viladecans (ES) stattfand, wird diese Ausgabe Städten Tipps und praktische Instrumente mitgeben, um sie bei der Finanzierung ihrer Pläne zur Energiewende zu unterstützen. Diesmal liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der Finanzierung. Die Finanzierung der Energiewende ist für viele europäische Städte nach wie vor eine große Herausforderung.
Unabhängig davon, ob Sie den Diskurs rund um die EU City Labs verfolgt haben oder nicht, wissen Sie vielleicht, dass es sich dabei um Veranstaltungen zum Wissensaustausch handelt, die einen tiefen Einblick in verschiedene städtische Themen bieten. Warum ist es wichtig, sich im Zusammenhang mit der Energiewende in Europa auf die Finanzen zu konzentrieren? Welche Erfolgsgeschichten kann Bukarest vorweisen? Welche Instrumente und Vernetzungsmöglichkeiten stehen den Teilnehmer:innen zur Verfügung? Mit Blick auf das nächste EU City Lab können wir Ihnen einige Hintergrundinformationen und Antworten auf diese Fragen geben. Außerdem erfahren Sie exklusive Informationen zum Veranstaltungsprogramm.


Können Städte die Kosten für Europas Ambitionen im Bereich der grünen Energie tragen?  


In den letzten Jahren waren Investitionen in eine grüne Zukunft eine der Hauptprioritäten der EU-Politiken und -Initiativen im Zuge des Europäischen Green Deal. Rund 30 % des Mehrjährigen Finanzrahmens 2021-2027 der EU und des Instruments NextGenerationEU wurden für grüne Investitionen bereitgestellt. Ein wesentlicher Teil dieser Bemühungen ist auf die Unterstützung lokaler und regionaler Regierungen und Gemeinden ausgerichtet. Die Europäische Kommission hat außerdem über 100 europäische Städte ausgewählt, die sich für den Übergang zu klimaneutralen Städten (NetZero Cities-NZC) einsetzen. Diese „Missionsstädte“ erhalten Unterstützung in Form von Ressourcen, Know-how und einem städteübergreifenden Wissensaustausch. Dank dieser Unterstützung werden diese Städte übertragbare Modelle für andere europäische Städte über das Jahr 2030 hinaus liefern und so eine gemeinsame grüne Transformation vorantreiben. 

Foto credit: Sektor 6 der Stadt Bukarest

Oberflächlich gesehen scheint es, als hätten Städte heute mehr Möglichkeiten denn je, um EU- und regionale Unterstützung für ihre Energiewende zu erhalten. Doch eine wachsende Zahl an Belegen deutet darauf hin, dass dies nicht unbedingt der Fall ist. Sicherlich verfügen Städte über unterschiedliche Erfahrungen und personelle Kapazitäten, um Investoren anzuziehen, komplexe Fonds zu verwalten und zu überwachen. Doch diese in konkrete finanzielle Mittel umzuwandeln, ist nicht immer einfach.

Recherchen, die 2023 innerhalb der URBACT-Community durchgeführt wurden, verdeutlichen einige der bestehenden Hindernisse. Insbesondere wurde der Zugang zu Finanzierungen und Fördermitteln als größtes Einzelhindernis für die Umsetzung der Grünen Transformation identifiziert. Obwohl Mittel verfügbar sind, fehlt es den Städten oft an Erfahrung, um komplexe Finanzierungsvereinbarungen zusammenzustellen und zu verwalten.

Mangelndes Vertrauen und ein geringes Maß an Erfahrung werden auch in den Recherchen des von der EU finanzierten Projekts Prospect+ als wichtige Hindernisse genannt. Die Ergebnisse werden in einem Policy Webinar vorgestellt und bestätigen die eigene Recherche von URBACT. Die Befragten (Städte aller Größenordnungen) gaben an, dass sie mehr Kapazitäten (Wissen und Zeit) benötigen, um mit der Nutzung innovativer Finanzierungsoptionen zu beginnen (96,7 %), und fast drei Viertel forderten regulatorische Änderungen, insbesondere auf nationaler Ebene. Ein wahrgenommenes Risiko bei der Arbeit mit diesen innovativen Finanzierungsinstrumenten wurde ebenfalls als abschreckend genannt.

Dies ist der Ausgangspunkt für das nächste EU City Lab: eine Anerkennung der Probleme im Zusammenhang mit der Finanzierung der Energiewende und die Verpflichtung, Städte aller Größenordnungen mit praktischen Instrumenten auszustatten, um diese Probleme zu lösen.


Wie hat Bukarest den Schalter umgelegt?


Bukarest ist mit vielen der oben genannten Herausforderungen konfrontiert und macht die Stadt damit zu einem strategischen Standort für das nächste EU City Lab. Wie viele mittel- und osteuropäische Städte verfügt Bukarest über eine veraltete Infrastruktur, eine große Anzahl alter, energieineffizienter Wohnblocks, einen hohen Anteil privater Pkw-Nutzung und ist weiterhin auf fossile Brennstoffe angewiesen.

Foto credit: Sektor 6 der Stadt Bukarest

Zweitens führt uns dies in einen Teil Europas, in dem erhebliche EU-Kohäsionsfonds vorhanden sind, wodurch die Abhängigkeit von Zuschüssen weiterhin die Norm ist und es oft wenig Anreiz gibt, neue Finanzierungsinstrumente zu erkunden. Es ist allgemein anerkannt, dass öffentliche Mittel allein nicht ausreichen, um den erforderlichen Umfang der Dekarbonisierung unserer Städte umzusetzen. Daher müssen städtische Behörden ihre Kapazitäten stärken, um Finanzmittel aus breiteren Quellen zu mobilisieren. Diese Herausforderung – und wie wir ihr begegnen – wird im Mittelpunkt des EU City Labs in Bukarest stehen.

Drittens: Bukarest hat seine eigene Geschichte der Energiewende. Das Herzstück dieser Geschichte ist die „Saint Andrew Gymnasial School“, die einen umfassenden Ansatz verfolgt hat: die Sanierung des Hauptgebäudes und der Bau einer neuen emissionsfreien Einrichtung, ausgestattet mit modernster Lehrtechnik. Die Auswirkungen umfassen eine Reduzierung des Energieverbrauchs um 40 %, einen um 35 % geringeren Wasserverbrauch und weniger Atemwegserkrankungen für die 1.640-köpfige Schulgemeinschaft dank verbesserter Luftqualität.

All dies trägt zu den Plänen bei, eine Reihe von „Positive Energy Districts“ in der ganzen Stadt zu entwickeln, die aus einem Paket von EU-Kohäsionsfonds (z. B. dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung) sowie aus Mitteln von Horizon Europe und ELENA (European Local Energy Assistance) finanziert werden.

Übrigens hat die rumänische Hauptstadt diese Innovation bei URBACT im Rahmen des jüngsten Aufrufs für bewährte Verfahren eingereicht. Zum Zeitpunkt des City Labs ist bereits bekannt, ob der Ansatz als erfolgreiches Beispiel ausgewählt wurde. 


Ein Blick auf das Programm des EU City Lab: Vernetzungsmöglichkeiten, neue Instrumente und mehr


Alles in allem geht es bei den EUI- und URBACT EU City Labs darum, wirksame städtische Maßnahmen und Verfahren zu präsentieren und die Kapazitäten der Teilnehmer:innen auszubauen. Es wird aufgezeigt was funktioniert hat und es wird die Möglichkeit geboten erfolgreiche Lösungen aus erster Hand zu erkunden. Bukarest hat eine Menge davon zu bieten, und die Teilnehmer:innen des City Labs werden die Gelegenheit haben, einige davon im Laufe der zweitägigen Veranstaltung zu erkunden.

Die Veranstaltung in Bukarest wird aus drei Teilen bestehen. Zu Beginn werden einige der sachkundigsten europäischen Expert:innen aus den Gebieten Finanzen und Energie ihr Insiderwissen teilen und so helfen, den Rahmen abzustecken. Sylwia Slomiak, NZC in EUROCITIES & Projektkoordinatorin für Prospect+, wird einen Einblick in die Herausforderungen, aber vor allem in die bahnbrechenden Beispiele geben, mit denen sie in diesem wichtigen Politikbereich gearbeitet hat. Alokananda Nath von der Frankfurt School of Finance and Management wird Sylwias Sicht auf die Finanzierungslandschaft der Energiewende ergänzen. Sie wird auch das Network Finance Tool vorstellen, an dessen Entwicklung sie beteiligt war. Dieses Tool soll Städten helfen, sich im Finanzierungsdschungel zurechtzufinden. Die Teilnehmer:innen werden die Möglichkeit haben, das Tool gemeinsam mit Alokananda auszuprobieren und zu erfahren, wie einige Städte es effektiv nutzen.

Ähnlich wie bei anderen EU City Labs wird es auch in Bukarest Besichtigungen geben und andere Vorreiterstädte werden wertvolle Erfahrungen zu diesem Thema an die Teilnehmer:innen weiterzugeben.

Außerdem werden die Teilnehmer:innen einen exklusive Einführung in ein von URBACT entwickeltes Instrument zur Energiefinanzierung erhalten und die Möglichkeit haben, dieses neue Tool welches Städten helfen soll, Finanzmittel zu finden und zu beantragen auszuprobieren, insbesondere aus Finanzierungsquellen, die über Zuschüsse hinausgehen.
 

Bleiben Sie auf dem Laufenden und vernetzt


Wir hoffen, dass dieser Artikel einige Ihrer Fragen zum thematischen Schwerpunkt und zum Veranstaltungsort des nächsten EU City Lab beantwortet hat. Die Veranstaltung wird interaktive Sessions mit ehrlichen Beiträgen, was vor Ort wirklich funktioniert, bieten. Wenn Sie an der Entwicklung, Finanzierung und Umsetzung von Projekten zur Energiewende in Ihrer Stadt beteiligt sind, dann ist diese Veranstaltung das richtige für Sie. Und wenn Sie auf der Suche nach praktischen Hinweisen und Tipps sind, kombiniert mit praktischen Werkzeugen zur Unterstützung Ihrer Arbeit, dann sollten Sie im November in Bukarest sein.

Registrieren Sie sich jetzt für das City Lab von URBACT und der EUI in Bukarest am 20. und 21. November!

Sie sind bereits registriert? Lesen Sie nach, was beim ersten EU City Lab zur Energiewende im Jahr 2023 diskutiert wurde. Oder erfahren Sie hier mehr über das generelle Konzept der EU City Labs.

Die Übersetzung basiert auf dem Artikel "On the EU City Lab circuit: the Bucharest energy transition story“ von Eddy Adams.


 

Übrigens: Auch in Österreich gibt es die Mission Klimaneutrale Stadt: Mit der Mission "Klimaneutrale Stadt" unterstützt das Klimaschutzministerium (BMK) in Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds österreichische Städte dabei, durch Forschung und Entwicklung schneller klimaneutral zu werden. Pionierstädte gehen gemeinsam voran und entwickeln praxistaugliche, klimawirksame Lösungen für die Energie- und Mobilitätswende sowie die Kreislaufwirtschaft, die rasch umgesetzt und verbreitet werden sollen.
 

Submitted by Martina Bach on 28/10/2024
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Martina Bach

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