Transfer-Netzwerk „Welcoming International Talent“ setzt Groningens gutes Beispiele auf lokale Kontexte um

Edited on 20/04/2021

Europäische Städte werden immer internationaler und multikultureller. Vielen großen Städten kommt das in Bezug auf fehlende Arbeitskräfte zugute. Klein- und Mittelstädte haben es jedoch nicht einfach Studierende, Akademiker:innen und Wissenschaftler:innen zu gewinnen. Sie stehen auf der einen Seite vor einer wachsenden lokalen Wirtschaft; gleichzeitig müssen sie aber mit  einer alternden Bevölkerung und einer schrumpfendenden Zahl an Arbeitskräften umgehen. Im URBACT Transfer-Netzwerk „Welcoming International Talent“ demonstrierte die niederländische URBACT „Good-Practice-Stadt“ Groningen wie sie es mit ihrer Willkommenspolitik geschafft hat, internationale Studierende und Fachkräfte anzuziehen und dauerhaft an die Stadt zu binden – und vor allem, wie dieser erfolgreiche Ansatz auf die Partnerstädte des Netzwerkes übertragen werden kann. Zum Ende der Projektlaufzeit stellen wir die Ergebnisse der Netzwerkarbeit vor, die auf dem Abschlussevent am 13. April 2021 präsentiert wurden.

Das Online-Abschlussevent zeigte, wie trotz der Pandemie europäischer Austausch in anregender Weise stattfinden kann. Um die 50 Teilnehmende hörten die Keynote von Maria Schiller von der Erasmus Universität in Rotterdam, diskutierten im großen Plenum oder in kleineren Gruppen in Break-Out Rooms und spielten sogar bei einem kleinen Pub-Quiz mit. Die Schlüsselbotschaft vermittelte der Bürgermeister der Stadt Groningen, Koen Schuiling, gleich in seiner Willkommensansprache: „Die verschiedenen Partnerstädte haben im Verlauf von zweieinhalb Jahren gelernt, den Ansatz von Groningen nicht nur ‚Copy-Paste‘ zu übernehmen, sondern verstanden, ihn auf ihre eigenen lokalen Kontexte zu anzuwenden.“ Das wurde im Laufe der Veranstaltung bestätigt.

Erfahrungen aus Groningen inspirierten Partnerstädte

Wie vielfältig die Groninger Erfahrungen mit Internationalisierungsprojekten sind, zeigten die Projekt-Berichte verschiedene Akteur:innen. Michiel Kasteleijn beleuchtete eine der Hauptaktionen Groningens um eine Willkommensstadt zu werden, das „International Welcome Center North“. Dieser Ort dient Neuankommenden zur Unterstützung bei Behördengängen und hilft, allgemeine Informationen über die Stadt oder soziale Aktivitäten zu finden. Anastasija Zihareva erklärte den Nutzen von „Here & Now“, einer Plattform für Personen mit internationalem Hintergrund, um kulturelle Veranstaltungen in englischer Sprache zu finden. Sie verdeutlicht: „Auch wenn es für Neuankommende von Vorteil ist, die Landessprache zu lernen, hilft ein Einstieg in englischer Sprache und durch Kultur immens beim Ankommen in einer Stadt. Vor allem Musikveranstaltungen, bei denen die Sprache nebensächlich ist, tragen einen großen Teil dazu bei, sich integriert zu fühlen.“

Schlüsselerfahrungen aus dem europäischen Austausch

In der Keynote berichtete Maria Schiller von den aktuellen Trends in der Talentmigration. Sie stellte heraus: „Obwohl ‚Diversität‘ zum neuen Modewort in der Entwicklung von Politiken geworden ist, hat die Ausrichtung auf das Thema zu positiven Entwicklungen geführt.“ Der Ort, an dem Integration stattfinde, sei nicht auf nationaler Ebene, sondern auf lokaler, also in den Städten selbst. Deswegen sei es wichtig, in den Städten die richtigen Strategien anzuwenden. In Kurzpräsentationen der Partnerstädte wurde deutlich, dass es für die Kommunen mindestens eine gemeinsame Schlüsselerfahrungen gibt: Für die Integration internationaler Fachkräfte und Studierender besteht der erste Schritt darin, herauszufinden, wer diese „internationalen Talente“ eigentlich sind, warum sie in die Stadt gekommen sind und was ihre Bedürfnisse und Wünsche sind. Dafür hat jede Stadt ihre individuellen Lösungsansätze gefunden: Für Parma in Italien hat es sich zum Beispiel bewährt, nicht nur die Neuankommenden, sondern auch Einheimische in den Internationalisierungsprozess miteinzubeziehen. Dafür haben sie sogenannte „Buddy“-Programme, umgesetzt, die freundschaftliche Partnerschaften zwischen Einheimischen und internationalen Talenten vermitteln. Die Unterstützung einer einheimischen Person erleichtert den Neuankommenden den Einstieg. Bielsko-Biala in Polen überzeugte mit einer alltagsnahen Lösung: Die Stadt richtete eine zentrale Webseite ein, auf der Informationen über Wohnraum, Gesundheitsversorgung oder kulturelle Veranstaltungen zu finden sind.

Magdeburg heißt internationale Talente willkommen

Die „Welcoming International Talents“-Ansätze wurden auch in Deutschland umgesetzt: Nach dem Beispiel von Groningen hat die Partnerstadt Magdeburg einen zentral gelegenen Willkommens- und Informationspunkt errichtet, der internationalen Fachkräften, Studierenden und Wissenschaftler:innen in allen Lebensfragen Unterstützung bietet. Er ist offen für alle Bewohnenden Magdeburgs, sodass sich dort Alt-Magdeburger:innen mit Neuankommenden treffen. Veranstaltungen und offene Zusammenkünfte sollen das „Welcome Center“ zu einem lebendigen Ort machen. Zusätzlich zu dem physischen Treffpunkt wird es, wie in Bielsko-Biala, auch eine digitale Plattform geben, die Informationen zu den Themen Wohnen, Arbeiten und Leben in der Stadt gibt. Wichtige Hinweise oder Formulare der Ausländerbehörde werden dort zur Verfügung gestellt. Für Magdeburg wirkte das URBACT-Transfernetzwerk als Beschleuniger, bereits existierende Ideen konnten mit Hilfe von Expertise aus anderen europäischen Städten in kurzer Zeit in die Tat umgesetzt werden.

Insgesamt waren alle Partnerstädte sehr inspiriert vom europäischen Austausch mit fruchtbaren Diskussionen und Workshops. Jan Kees Kleuver von der Leadpartner-Stadt Groningen fasste die Stimmung gut zusammen: „Migration ist komplex, wir als Partnerstädte sind dabei Konkurrent:innen, aber auch Kolleg:innen. Das Wichtigste ist, wir sind vernetzt. Dafür sollten wir Europa schätzen!“
 

Netzwerk: Welcoming International Talent
Netzwerktyp: Transfer-Netzwerk
Laufzeit: Mai 2018 – Juni 2021
Lead-Partner: Groningen (NL)
Lead-Experte: Willem van Winden 
Weitere Partner: Bielsko-Biala (PL), Debrecen (HU), Leuven (BE), Magdeburg (DE), Parma (IT), Zlín (CZ)

Weitere Informationen:

Twitter: https://twitter.com/UrbactWIT

Artikel von Lilian Krischer.

Submitted by Heike Mages on 20/04/2021
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Heike Mages

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