Inspirierende Beispiele aus der städtischen Praxis beim URBACT-City-Festival 2025
Auf dem URBACT-City-Festival wurden die 116 URBACT-Good-Practice-Beispiele aus dem Jahr 2024 gekürt und vorgestellt. Die Beispiele zeigen, wie strategische und innovative Ansätze für die Stadtentwicklung die städtische Umwelt verbessern und zur Lebensqualität in den Städten beitragen können. Die Bandbreite der ausgezeichneten Projekte ist groß: Von Hochwasserschutz über die Revitalisierung alter Industrieareale bis hin zur Förderung lokaler Lebensmittelproduktion. Wir freuen uns besonders, dass fünf deutsche Städte unter den ausgezeichneten Projekten sind – jedes mit einem individuellen, starken Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Lesen Sie hier mehr über die ausgezeichneten Beispiele aus Deutschland.

Die Good-Practices wurden beim City Festival in verschiedenen, interaktiven Formaten vorgestellt. In Themen-Sessions wurden die Good-Practices nach Themenbereich präsentiert und danach hatten die Teilnehmenden beim „Markt der Good-Practices“ die Möglichkeit, persönlich mit den Projektvertreter:innen in Kontakt zu treten. Zudem gab es einige Exkursionen, bei denen Besucher:innen aus erster Hand etwas über die URBACT-Good-Practices aus Breslau, die Geschichte der Stadt und die Arbeit des aktuellen URBACT-Netzwerks „GreenPlace“ erfahren konnten.
Ein Ziel des URBACT-City-Festivals war es, potenzielle Partnerstädte/-projekte für ein URBACT-Transfernetzwerk zu finden und sich für den diesjährigen URBACT-Transfer-Netzwerk-Call zu vernetzen. Der Call startete am 01. April 2025 und ist bis zum 30. Juni 2025 für Bewerbungen geöffnet.

In diesem Artikel wollen wie Ihnen beispielhaft drei Good-Practices aus Ungarn, Spanien und Dänemark präsentieren. Die Vertreter:innen der Städte stellten ihre innovativen Ansätze aus der Praxis auch bei unserer Informationsveranstaltung am 28. April 2025 zum URBACT-Transfer-Netzwerk-Call vor.
Klima-Resilienz durch natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen in Püspökszilágy, Ungarn
Das erste Good-Practice Beispiel stammt aus dem Dorf Püspökszilágy in Ungarn und wurde von Krisztián Mészáros präsentiert. In den letzten Jahren hatte die Region durch den Klimawandel verstärkt mit Starkregenereignissen und Sturzfluten zu kämpfen. Daraufhin entwickelte die Verwaltung einen innovativen, naturbasierten und partizipativen Ansatz, um mit den Herausforderungen umzugehen und Püspökszilágy besser an das wandelnde Klima anzupassen.
Das Good-Practice dient als Modell für die Anwendung von natürlichen Wasserrückhaltemaßnahmen (NWRM) in hügeligen Landschaften. Diese Maßnahmen sind für alle kleinen und mittelgroßen Siedlungen, die mit Sturzfluten und auch mit Dürren konfrontiert sind, unerlässlich. Der in 2019 errichtete Wasserrückhalteteich, reguliert das Grundwasser und das Mikroklima, bietet Lebensraum für geschützte Arten und dient als Erholungsgebiet. Neue Blockdämme und andere NWRM (z. B. Mulden, Hecken, Erddämme, Teiche), verbessern ebenfalls die Wasserrückhaltung und helfen bei der Bewässerung der Landschaft unter anderem auch für die landwirtschaftliche Nutzung. Darüber hinaus zielt das neue Projekt der Gemeinde darauf ab, die Resilienz des Dorfes gegenüber dem Klimawandel zu stärken ─ nicht nur durch die Schutzmaßnahmen der natürlichen Lebensgrundlage, sondern auch durch Bildungsangebote für die Anwohnenden und den Aufbau von neuen Netzwerken.
Die wichtigste Auswirkung der kleinen NWRMs (Blockdämme, kleine Steindämme und der Rückhalteteich) war die vollständige Beseitigung der durch Sturzfluten verursachten Schäden. Zudem wurde der Grundwasserspiegel stabilisiert und die Biodiversität in den Untersuchungsgebieten erhöht.

Lokales Engagement stärken für mehr Klimaschutz in Kopenhagen, Dänemark
In Kopenhagen, Dänemark, liegt der Schwerpunkt darauf, das Engagement und Bewusstsein der Bürger:innen für Klimaschutzmaßnahmen zu stärken.
Dafür wurde das Projekt der Klima-Taskforce ins Leben gerufen. Die Taskforce fördert eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Nachbarschaften und der Verwaltungsebene für grüne, nachhaltige Transformationen. Ihr Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken und „bottom-up“ Initiativen für nachhaltige Entwicklung in den Stadtteilen anzuregen und umzusetzen. Die Klimabeauftragten stehen im Namen der Stadtverwaltung in direktem Kontakt mit der Stadtbevölkerung und schaffen somit ein Bindeglied für „bottom-up“ und „top-down“ Initiativen.
Seit 2021 sind in Kopenhagen vier lokale Klimabeauftragte im Einsatz, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeit und lokale Perspektiven der Zivilbevölkerung in Stadtentwicklungsprojekte konsequent mit einbezogen werden. Sie arbeiten an vier Standorten mit den Anwohnenden zusammen, um beispielsweise gemeinsame Abfall-/ oder Energielösungen zu entwickeln, lokale Netzwerke aufzubauen und gemeinsame Veranstaltungen und Aktionstage im Bereich Klimaschutz auf die Beine zu stellen.
Die Klima-Taskforce unterstützt auch Gebäudeeigentümer bei der klimafreundlicheren und energieeffizienteren Instandhaltung, Renovierung oder Umgestaltung ihrer Objekte. Darüber hinaus stehen sie im stetigen Dialog mit kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, um zu Klimaschutzmaßnahmen wie Mülltrennung oder energieeffizientem Gebäudemanagement zu beraten. So wurde zum Beispiel eine Gesamtenergieeinsparung von 8,1 GWh durch die Klima-Taskforce in den Gebieten Bavnehøj und Sydhavnen gemeldet. Ein Klimabeauftragter kann beispielsweise innerhalb von fünf Jahren den Heizungsverbrauch eines Gebiets um etwa 11 Prozent senken und stärkt die Eigendynamiken und sozialen Zusammenhalt in den Quartieren.

Von der leerstehenden Keramikfabrik zum neuen Kulturzentrum in Onda, Spanien
Onda ist eine Kleinstadt in Spanien mit einer reichen Industrietradition, insbesondere im Bereich Keramik. Darunter befindet sich auch die ehemalige Keramikfabrik La Campaneta, die einer der ältesten noch erhaltenen Industriekomplexe für Keramik in Onda ist. Der Stadtrat von Onda beschloss, La Campaneta nach jahrelangem Leerstand zu restaurieren und in ein neues Kultur- und Nachbarschaftszentrum zu verwandeln. Die Stadt Onda entwickelte einen innovativen, partizipativen Ansatz, um das historische Erbe des Ortes zu bewahren, die Integration der drei anliegenden Stadtteile zu fördern und La Campaneta zu einem Treffpunkt für alle Einwohner:innen der Stadt zu machen.
Diese Maßnahme war Teil der Strategie von Onda für eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung, die vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert wurde. Die Fassade und die Struktur der alten Fabrik wurden konsolidiert, das Dach erneuert und das gesamte Innere des Gebäudes restauriert. Seit seiner Einweihung hat La Campaneta las neues Kulturzentrum verschiedene kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten beherbergt: Ausstellungen, Konzerte, Workshops und Gemeinschaftsveranstaltungen, darunter Treffen der lokalen URBACT-Gruppe und Workshops mit Mitgliedern des URBACT GreenPlace-Netzwerks.
Die Wiederbelebung und Aufwertung des Umfelds, gestärkter sozialer Zusammenhalt in der Nachbarschaft mit mehr Aktivitäten und Eigendynamiken der Bewohner:innen sowie das Entstehen einer neuen Tourismus-Attraktion, sind nur ein Auszug aus den positiven Effekten des Projekts für die Stadt.
Nach Schätzung der Stadtverwaltung haben etwa 70 Prozent der Bevölkerung von Onda von dem Projekt profitiert, sowohl durch die aktive Teilnahme an den Aktivitäten als auch indirekt durch das neu belebte städtischen Umfeld mit einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl.
Der Umbau des Bestandgebäudes, anstelle eines Neubaus, hat zudem die Umweltauswirkungen des Projekts stark verringert und macht es zu einem Vorzeigeprojekt der nachhaltigen Stadtentwicklung.

Nutzen Sie die URBACT Good-Practice-Datenbank, um weitere Beispiele zu entdecken und potenzielle Netzwerkpartner zu kontaktieren. Wenn Sie Interesse haben, eines dieser drei Beispiele, oder ein anderes aus der URBACT Good-Practice-Datenbank auf ihren eigenen städtischen Kontext zu übertragen für den Transfer-Netzwerke-Call, können Sie auf den Projektseiten auf den Button „Send your expression of interest“ klicken und das Formular auf Englisch ausfüllen.
Sie können die Vertreter:innen der drei Beispiele auch gerne direkt kontaktieren unter;
Onda, Spanien: Antonio Lecha Sanguesa alecha@onda.es
Püspökszilágy, Ungarn: Krisztián Mészáros, 99mkrisztian@gmail.com
Kopenhagen, Dänemark: Øystein Leonardsen, oysleo@kk.dk
Oder schreiben Sie uns von der Deutschen URBACT-Kontaktstelle: Lilian Krischer; l.krischer@deutscher-verband.org oder Max Dörr; m.doerr@deutscher-verband.org
Dieser Artikel wurde von Merle Dreessen mit Unterstützung von Lilian Krischer und Max Dörr verfasst.