Über Grenzen hinweg: Wie europäische Städte und Gemeinden in Europa voneinander lernen

Edited on 11/07/2025

Visit in Dun Laoghaire. Photo credits: Simone d'Antonio.

Besuch in Dun Laoghaire (Irland). Photo credits: Simone d'Antonio.

Besuch in Dun Laoghaire (Irland). Photo credits: Simone d'Antonio.

Entdecken Sie, wie URBACT-Netzwerke europäische Städte zusammenbringen, um Ideen und Lösungen für eine integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung auszutauschen!

Im Frühjahr 2025 startete URBACT den Aufruf für Transfer-Netzwerke – eine Gelegenheit für Städte und Gemeinden, Good Practices aus einem kommunalen Kontext in einen anderen zu übertragen, anzupassen und weiterzuentwickeln. Die Weitergabe von Good Practices ist für URBACT kein neues Thema, ebenso wenig wie das Konzept von Städtenetzwerken. Die Geschichte der URBACT-Netzwerke reicht in frühere Förderperioden zurück und entwickelt sich seitdem kontinuierlich weiter – immer orientiert an den sich wandelnden Bedarfen und Strukturen europäischer Städte.

Dieser Artikel zeigt auf, wie verschiedene URBACT-Netzwerke den Austausch zwischen Städten fördern und innovative Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung ermöglichen.

Wie funktionieren URBACT-Netzwerke?

URBACT-Netzwerke verfolgen unterschiedliche Ziele: von der Entwicklung von Aktionsplänen bis hin zur Weitergabe innovativer Projekte und Good Practices. Ein zentrales Element aller Netzwerktypen ist die aktive Einbindung lokaler Akteur:innen und städtischer Abteilungen in die sogenannten URBACT Local Groups. Diese Gruppen sichern eine partizipative Planung und eine gemeinschaftliche Umsetzung der Maßnahmen vor Ort.

Wie nehmen diese Netzwerke Gestalt an – und wie werden sie aktiv?

  • Action Planning Networks (Aktionsplanungsnetzwerke) bringen Städte zusammen, die sich auf transnationaler Ebene gemeinsamen Herausforderungen stellen. Ziel dieser Netzwerke ist es, gemeinsam mit lokalen Interessengruppen integrierte Strategien zu entwickeln und eine gemeinsame Vision durch sogenannte „Testing Actions“ im Verlauf des Prozesses zu erproben.
  • Innovation Transfer Networks (Innovation-Transfer-Netzwerke) zielen darauf ab, Projekte der European Urban Initiative, die über die Urban Innovative Actions (UIA) gefördert wurden, in anderen Städten zu replizieren. In drei Schritten – verstehen, anpassen und zur Anwendung vorbereiten – werden die ursprünglichen Erfahrungen reflektiert, Fördermöglichkeiten identifiziert und Investitionspläne für eine Umsetzung im eigenen Kontext entwickelt.
  • Transfer Networks (Transfer-Netzwerke) konzentrieren sich auf die Weitergabe von URBACT Good Practices. Unter der Leitung einer Stadt, die eine solche Good Practice bereits erfolgreich umgesetzt hat, und mit aktiver Beteiligung lokaler Akteur:innen entwickeln die beteiligten Städte gemeinsam lokale Transfer-Pläne, die an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst sind.

Von der Idee zur Umsetzung: Action Planning Networks

Seit 2002 haben sich die Action Planning Networks als effektive Instrumente erwiesen, um den Austausch von Wissen in konkrete Innovationen in Städten zu übersetzen. Sie ermöglichen es, Wissen von der transnationalen auf die lokale Ebene zu übertragen und verbessern so die Herangehensweise lokaler Behörden an kommunale Herausforderungen. Dabei werden ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte einer nachhaltigen Stadtentwicklung integriert betrachtet.

Dave Lawless, Wirtschaftsförderer im irischen Dún Laoghaire-Rathdown, spricht im Zusammenhang mit dem Projekt Tourism-Friendly Cities:

„Im hektischen Arbeitsalltag ist es wirklich wichtig, den Kopf zu heben und sich anzuschauen, was andere Städte bei zentralen urbanen Herausforderungen tun. Für mich ist URBACT auch eine positive Energiequelle, die Lernen und Weiterentwicklung fördert. Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Teilnahme am URBACT-Netzwerk war wohl, dass wir gelernt haben, mutig zu sein: Neues auszuprobieren, mit neuen Akteur:innen zusammenzuarbeiten, unsere Grenzen zu erkennen und lokale Stakeholder zu befähigen, selbst aktiv zu werden. Daraus entstand ein positiver lokaler Aktionsplan, der unsere Tourismuspolitik und -strategie maßgeblich geprägt hat.“

Das von Dún Laoghaire entwickelte Modell für tourismusfreundliche Städte inspirierte unter anderem die Einrichtung temporärer Radwege zwischen den Küstendörfern von Dublin sowie die Belebung öffentlicher Räume. Diese Initiativen stärkten die lokale Wirtschaft und den Tourismus durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Kulturorganisationen vor Ort.

Der nächste Aufruf für Aktionsplanungsnetzwerke ist für März 2026 geplant.

Visit in Dun Laoghaire. Photo credits: Simone d'Antonio.
Visit in Dun Laoghaire. Photo credits: Simone d'Antonio.

Besuch in Dun Laoghaire. Photo credits: Simone d'Antonio.

 Lösungen und Good Practices übertragen: Innovation Transfer Networks und Transfer Networks

Wie bereits erwähnt, bauen Innovation Transfer Networks auf erfolgreichen UIA-Projekten auf. Dazu zählen innovative Sicherheitsstrategien aus Turin (Italien) und Piräus (Griechenland), Programme zur Talentförderung aus Aveiro (Portugal) oder Ansätze für soziale Inklusion aus Utrecht (Niederlande). Ergebnis des partizipativen Prozesses ist ein Investitionsplan, der an die lokalen Bedürfnisse angepasst ist. Dabei werden zentrale Elemente der UIA-Projekte identifiziert, die für andere Städte nutzbar und anpassbar sind.

Die Transfer Networks hingegen konzentrieren sich auf die Weitergabe von URBACT Good Practices. Mithilfe einer klaren Methodik werden diese Good Practices in andere europäische Städte übertragen. Ein Beispiel ist das von Manchester (Vereinigtes Königreich) entwickelte das MAST-Modell (Manchester Art and Sustainability Team), welches im Rahmen des Transfer-Netzwerks C-Change an Städte in ganz Europa weitergegeben wurde. Dieses Netzwerk unterstützte Städte dabei, den Kunst- und Kulturbereich für den lokalen Klimaschutz zu mobilisieren.

Mantua (Italien), ein Partner im C-Change-Netzwerk, koordinierte 2021 und 2022 die Weitergabe dieses Modells an sieben weitere italienische Städte. Dies war ein experimenteller Netzwerktyp, bei dem ausschließlich Städte aus demselben Land beteiligt waren – ein Pilotprojekt im Rahmen der URBACT-Initiative „National Practice Transfer Initiative“.

Adriana Nepote, stellvertretende Bürgermeisterin von Mantua für EU-Projekte und Innovation zuständig, sagt dazu:

„Im Prozess der Weitergabe unseres Modells an andere italienische Kommunen standen wir vor spannenden Herausforderungen, die uns viel gelehrt haben. Die wichtigste Erkenntnis war sicherlich, dass man eine Erfahrung nicht einfach ‚copy-paste‘ übernehmen kann. Stattdessen mussten wir Werkzeuge und Methoden vermitteln, mit denen die Städte eigenständig lokale Arbeitsgruppen aufbauen und an ihre jeweiligen Kontexte anpassen konnten. Jede Stadt hat ihre eigenen Rahmenbedingungen – unsere Aufgabe war es, ihnen die Schlüssel zur Anpassung zu geben, nicht eine fertige Lösung. Trotz dieser Herausforderungen war die National Practice Transfer Initiative unglaublich hilfreich, um innovative Themen und Modelle unter italienischen Städten zu verbreiten, voneinander zu lernen und die Lernkurve deutlich zu verkürzen.“

Im Herbst 2025 startet eine neue Generation von URBACT Transfer-Netzwerke in ihre Transferphase. 

National URBACT Point Meeting in Italy. Photo credits: Simone D'Antonio.

National URBACT Point Treffen in Italien. Photo credits: Simone D'Antonio.

Ein breites Wissens- und Chancenangebot für Städte und Gemeinden

Die verschiedenen URBACT-Netzwerktypen bieten vielfältige Inspirationen für Städte und ihre nachhaltigen Entwicklungsstrategien. Sie folgen keinem Einheitsansatz und eröffnen in vielen Fällen weitere Chancen – etwa für Fördermitteln aus anderen europäischen oder nationalen Programmen. Auf diese Weise fördern die URBACT-Netzwerke langfristiges Denken, gegenseitiges Lernen und die Anwendung der URBACT-Methodik sowie die Nutzung von Expertenwissen und praktischen Tools.

Wie geht es weiter?

Die Ergebnisse des jüngsten Aufrufs für Transfer-Networke werden demnächst auf der URBACT-Website und in den sozialen Medien veröffentlicht. Der nächste Aufruf für URBACT-Netzwerke startet im Frühjahr 2026.

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Die Übersetzung basiert auf dem Artikel „Beyond boundaries: how cities across Europe learn from each other“ von Simone D'Antonio

 

Submitted by on 11/07/2025
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Martina Bach

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