Frauen bei einer Demonstration für Menschenrechte (Creative Commons)
Im Laufe der Jahre hat URBACT den Weg zur Gleichstellung der Geschlechter geebnet. Die Erfahrungen der Städte zeugen vom Wandel.
Jedes Jahr am 8. März erinnert uns der Internationale Frauentag daran, welche Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter auf internationaler, nationaler, lokaler und individueller Ebene noch gemacht werden müssen.
Um diesen Kampf zu unterstützen, hat URBACT bereits mehrere Städtenetzwerke finanziert, die an der Gleichstellung der Geschlechter gearbeitet haben und für die im Gender Equal Cities URBACT Knowledge Hub Instrumente, Anleitungen und inspirierende Beispiele zusammengestellt wurden. Der aktuell offene Call für Aktionsplanungsnetzwerke ist eine einzigartige Gelegenheit für Städte, ihre Kräfte in dieser Angelegenheit zu bündeln, unabhängig davon, welches städtische Thema sie in Angriff nehmen wollen. Von Mobilität über digitalen Wandel bis hin zu grünen Arbeitsplätzen - jede lokale Politik wird erfolgreicher und nachhaltiger sein, wenn die Geschlechterdimension berücksichtigt wird.
Schnuppern sie in 10 Geschichten hinein, in denen es um einen gerechten Übergang geht. Unabhängig davon, ob Sie sich für eine Teilnahme an einem URBACT-Netzwerk bewerben oder nicht, lesen Sie weiter - und machen Sie eine Reise in die Vergangenheit - um sich inspirieren zu lassen, was für geschlechtergerechtere Städte getan werden kann.
Umeå (Schweden)
Eine geschlechtsspezifische Landschaft
Umeå ist definitiv eine Stadt, der die Gleichstellung der Geschlechter sehr am Herzen liegt. Die Stadt verfügt nicht nur über eine städtische Gleichstellungsbeauftragte, die in verschiedenen Abteilungen arbeitet, sondern ist auch seit langem an URBACT beteiligt, wenn es um dieses Thema geht. Im Jahr 2011 trat die Stadt dem WEED-Aktionsplanungsnetzwerk (2008 - 2011) als Projektpartner bei. Später wurde Umeå Lead Partner des Genderedlandscape-Aktionsplanungsnetzwerks (2019 - 2022) mit dem Ziel, gemeinsam mit anderen EU-Städten weiter an diesem Thema zu arbeiten. Die Stadt hat maßgeblich zu beiden Versionen des Gender Equal Cities Berichts (2019 und 2022) beigetragen, die beide im Rahmen der Aktivitäten des URBACT Knowledge Hub entwickelt wurden. Werfen wir nun einen genaueren Blick auf eine weitere Errungenschaft dieser Stadt: 2017 erhielt Umeå das URBACT-Good-Practice-Label für das Angebot von geführten Bustouren, die " the local gendered landscape " zeigen.
Dies ist ein innovativer Weg, um zu zeigen, wie die Arbeit mit der Geschlechtergleichstellung in einer Stadt aussieht. Sie veranschaulicht erfolgreiche Veränderungen und Arbeiten in der Stadt und beleuchtet verbleibende Probleme. Im Einklang mit den ehrgeizigen Zielen von Umeå in Bezug auf Nachhaltigkeit und Geschlechtergleichstellung ist die Methode der geschlechtsspezifischen Landschaft die erste ihrer Art in Europa. Es geht nicht um herkömmliche Erhebungen zur Sicherheit in der Nachbarschaft, sondern darum, die Stadt selbst als Ausgangspunkt zu nehmen, die geschlechtsspezifischen Machtstrukturen zu beleuchten und herauszufinden, wie sie verstanden und umgestaltet werden können, während gleichzeitig die Einwohner aufgeklärt und sensibilisiert werden. Es gibt mehrere Beispiele dafür, wie sich die Initiativen der Bustour auf die Planung und Entwicklung der Stadt ausgewirkt haben. So hat die Abteilung für Straßen und Parks in Umeå ihre Methoden für den Dialog mit den Bürger:innen dauerhaft geändert und den Inhalt der Leitdokumente geschlechtsspezifisch angepasst. Ein weiteres Beispiel ist die Beobachtung im Kultursektor, dass ein positiver Trend zur Gleichstellung der Geschlechter festgestellt wurde. Im Jahr 2015 waren beispielsweise 45 % Frauen (von 2 000 Veranstaltungen) die Hauptdarstellerinnen auf den Kulturbühnen in Umeå, ein großer Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.
Celje (Slowenien)
Eine Pionierstadt für die Beschäftigung von Frauen
Unter dem Motto "Frauen, Unternehmen und Beschäftigung in der lokalen Entwicklung" war das WEED-Aktionsplanungsnetzwerk (2008 - 2011) das erste von URBACT finanzierte Projekt, das von Frauen geleitet wurde. Es war seiner Zeit voraus und zielte darauf ab, integrierte lokale Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen in 11 EU-Städten abzubilden und zu entwickeln. Das Netzwerk wurde von der Stadt Celje geleitet. Ihr lokaler integrierter Aktionsplan konzentrierte sich dabei auf die Identifizierung von Dienstleistungslücken und erwies sich - neben der Konzentration auf die Beschäftigung von Frauen - als effektiver Weg, um entscheidende Finanzierungsmöglichkeiten zu erhalten.
Eine erste Analyse der lokalen Haushalte ergab, dass arbeitslose Frauen diejenigen waren, denen es am meisten an Ausbildung und Zugang zu Arbeitsplätzen und Qualifikationen fehlte. So entstand die Idee für ein Zentrum für Information, Beratung und Bildung. Der Vorschlag bestand darin, ein Bildungsprogramm zu schaffen, das die Frauen unterstützen und es ihnen ermöglichen sollte, später sogar im Zentrum zu arbeiten, wenn sie dies wünschten. Als sich das WEED-Netzwerk dem Ende zuneigte, waren 300 000 EUR aus dem Europäischen Sozialfonds für das Zentrum gesichert. Seit kurzem nimmt die Stadt als Projektpartner am Genderedlandscape-Netzwerk teil.
Wien (Österreich)
Eine geschlechtergerechte Stadt
Die Stadt Wien ist ein Beispiel, das in beiden Ausgaben des Berichts "Gender Equal Cities" (2019 und 2022) und im Modul "Gender Responsive Public Procurement" (2022) vorgestellt wird. Die Stadt war auch zweimal Gastgeberin von URBACT Knowledge Hub-Workshops, insbesondere des Workshops im Jahr 2018. Bei dieser Gelegenheit wurde der erste Politikbericht konzipiert. Außerdem vertrat die Stadt URBACT bei einem interaktiven Workshop auf dem 11. World Urban Forum 2022 in Katowice (PL). Sie nahm auch am sub>urban Aktionsplanungsnetzwerk (2015 - 2018) teil, um die Randgebiete ihres Stadtgebiets neu zu überdenken. Die Stadt ist eine Pionierin, wenn es um Gender Mainstreaming in der Stadtplanung geht. Mit der Eröffnung des Frauenbüros im Jahr 1992 und dem Beginn des Gender Mainstreaming - also der Umsetzung von Gender als Querschnittsthema - im Jahr 2005 hat sie eine der längsten Traditionen geschlechtersensibler Planung.
Jetzt gibt es überall in der Stadt Gender-Expert:innen und -Multiplikator:innen. Gender ist in die Strategien der Stadt integriert, und der gesamte öffentliche Raum, der von der Stadtverwaltung geplant und gebaut wird, wird unter Berücksichtigung von Genderaspekten gestaltet. Das Ergebnis ist eine Stadtlandschaft, die allen zugutekommt: Parks sind gut beleuchtet, um Sicherheit und Zugang zu gewährleisten, Sozialwohnungen sind architektonisch so gestaltet, dass sie für unterschiedliche Familiensituationen geeignet sind, Bürgersteige sind breiter für Eltern und ältere Menschen, Straßenübergänge sind länger und Fußgänger haben Vorrang, um nur einige Maßnahmen zu nennen.
Darüber hinaus wendet die Stadtverwaltung eine geschlechtergerechte Budgetpolitik (Gender Budgeting) an, welche über die Abteilung Finanzwesen umgesetzt wird, um den Jahreshaushalt für alle Abteilungen anhand stadtweiter Daten zu erstellen und zu analysieren. Als Vorreiterin ist die Stadt bestrebt, ihre Erfahrungen mit anderen Städten auf der ganzen Welt zu teilen. Sie hat Leitfäden mit praktischen Ratschlägen veröffentlicht, die explizite Instrumente und Tipps enthalten, einschließlich einer geschlechtersensiblen Sprache, Datenerfassung und Ratschläge, wie vermieden werden kann, dass Gender-Mainstreaming zu einem allgemeinen Schlagwort wird.
Trikala (Griechenland)
Pilotprojekt zur Unterstützung der Kinderbetreuung
Die Gemeinde Trikala war bereits an einer Reihe von URBACT-Netzwerken beteiligt, aber 2019 trat sie ihrem ersten Projekt zum Thema Geschlechtergerechtigkeit bei, dem Genderedlandscape Aktionsplanungsnetzwerk (2019 - 2022). Unter der Leitung der Stadt Umeå war dies die perfekte Gelegenheit für die Gemeinde Trikala, die Umsetzung des griechischen Nationalen Aktionsplans zur Gleichstellung der Geschlechter 2021 - 2025 (NAPGE) zu stärken und zu unterstützen. Zuvor hatte die Stadt bereits die Europäische Charta des Rats der der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE/engl.: Council of European Municipalities and Regions, CEMR) für die Gleichstellung von Frauen und Männern im kommunalen Leben unterzeichnet. Im Mai 2020 wurde ein kommunaler Gender-Ausschuss eingerichtet, der die öffentlichen Dienststellen berät. Trikala konnte mit verschiedenen Aktivitäten experimentieren, die im Rahmen der Genderedlandscape-Kleinprojekte entwickelt wurden. Eine erfolgreiche Erfahrung war die Schaffung von Bereichen im städtischen Kulturzentrum und anderen Einrichtungen, die der Kinderbetreuung gewidmet sind. Seitdem haben Frauen und Männer im Herzen der Stadt einen sicheren Raum, in dem sie ihre Babys und Kinder stillen oder füttern, wickeln und spielen können oder sich sogar ausruhen können. Diese Geschichte wurde in der neuesten Version des Berichts "Gender Equal Cities" vorgestellt.
Val-de-Marne (Frankreich)
Begrüßung und Integration von Migrantinnen
Im September 2015 erlebten die europäischen Städte den größten Migrationsstrom seit dem Zweiten Weltkrieg. Etwa zur gleichen Zeit wurde das Aktionsplanungsnetzwerk ARRIVAL CITIES (2015 - 2018) genehmigt. Die an diesem Netzwerk beteiligten Städte schlossen sich zusammen, um vor dem Hintergrund zunehmender Diskriminierung und Vorurteile gegenüber Zuwander:innen den sozialen Zusammenhalt und die Integration der Zuwander:innen zu gewährleisten. Val-de-Marne (FR) war eine der Städte, die sich diesem Kampf für die Rechte der Einwander:innen anschloss. Im Gegensatz zu den meisten anderen französischen Städten verzeichnete Val-de-Marne jedoch einen besonderen Anstieg der Zahl der weiblichen Migrantinnen. Obwohl der Anteil der Einwanderinnen in Val de Marne mehr als 51 % betrug, wurden sie als Minderheit betrachtet. Es ist erwähnenswert, dass 20 % der dauerhaft im Bezirk Val-de-Marne lebenden Personen außerhalb des französischen Staatsgebiets geboren wurden, eine Rate, die 18 % höher ist als der Durchschnitt in der Region Paris.
Die Frage der sozialen, territorialen und geschlechtsspezifischen Ungleichheiten steht seit langem im Mittelpunkt des politischen und bürgerschaftlichen Engagements im Val-de-Marne. Das Netzwerk ARRIVAL CITIES bot die perfekte Gelegenheit, die Emanzipation und das Empowerment der Migrationsbevölkerung weiter zu fördern. Die größte Herausforderung im Bereich der Integration und der Gleichstellung der Geschlechter war die erhebliche berufliche Dequalifizierung. Die Teilnahme dieser Stadt an diesem URBACT-Netzwerk hat die Partnerschaften mit verschiedenen Verbänden gestärkt, einschließlich der Unterstützung des Praktikums- und Ausbildungsprogramms für Frauen. Dies bedeutet, dass Frauen den Prozess der beruflichen Integration von dem Moment an beginnen können, in dem sie in Frankreich Fuß fassen. Darüber hinaus wurden im lokalen Integrierten Aktionsplan eine Reihe von Aktivitäten für den Aufbau von Kapazitäten und die Beteiligung der Zivilgesellschaft festgelegt, darunter ein Festival für kurdische Frauen, das 2017 in Partnerschaft mit einer Reihe von Nicht-Regierungsorganisationen stattfand.
Gdańsk (Polen)
Frauen im blauen Unternehmertum
Die Stadt Gdańsk hat an zahlreichen URBACT-Netzwerken teilgenommen. Es überrascht daher nicht, dass die Stadt auch eine der wichtigsten Fallstudien ist, die in der neuesten Version des Berichts "Gender Equal Cities" vorgestellt werden. Die Stadtverwaltung hat eine App entwickelt, um die sich verändernde Rolle der Frauenbeschäftigung in ihrer berühmten Werft darzustellen und die Erfahrungen von 1945 bis 1996 mit Fotos, Biografien und Audiomaterial zu simulieren. Dabei wurden auch Archive und andere Aufzeichnungen verwendet, darunter Auszüge aus einem Dokumentarfilm aus dem Jahr 1968. Ziel war es, Frauen aus der Vergangenheit zu Wort kommen zu lassen, ihre Erfahrungen im Arbeitsalltag zu schildern und gleichzeitig Mädchen und Frauen zu ermutigen, über ihre berufliche Entwicklung nachzudenken. Es ist erwähnenswert, dass die Stadt ein Projektpartner im BluAct Second Wave Transfernetzwerk (2021 - 2023) ist, welches seine Lehren aus der vorherigen Ausgabe, dem BluAct Transfer Network (2018 - 2021), zieht. Dieses Mal wurde ein großer Schwerpunkt darauf gelegt, wie das Unternehmertum in der blauen Wirtschaft zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen kann.
Pordenone (Italien)
Die Stadt der Zukunft?
Nach dem Erfolg des Playful Paradigm Transfernetzwerk (2018 - 2021) wurde ein Spin-off-Netzwerk genehmigt: das Playful Paradigm Second Wave (2021 - 2023). Während sich die erste Erfahrung auf Gamification, öffentliche Räume und die Nutzung von "Spiel" als Werkzeug zum Überdenken von Städten konzentrierte, ermöglichte die zweite Runde den beteiligten Städten, sich eingehender mit der Gestaltung von Orten und dem Aufbau von geschlechtersensiblen Orten zu beschäftigen. Bei einem seiner Treffen beschloss das Netzwerk, sich auf das Thema "Spiel für nachhaltige Stadterneuerung" zu konzentrieren, was zu einem Gender-Toolkit führte. Unter den Fallstudien wurde auch die Stadt Pordenone (IT) vorgestellt. Es handelt sich um eine zukunftsorientierte Gemeinde, die immer auf der Suche nach Innovationen ist - daher auch ihre Beteiligung am SibDev-Aktionsplanungsnetzwerk (2019 - 2022). Die Geschichte, wie Pordenone immersive Techniken einsetzte, um Gender und Stadtplanung zu erforschen, wird auch in der neuesten Version des Berichts "Gender Equal Cities" erzählt. In Italien machen Frauen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, und dennoch leben, bewegen und arbeiten sie nach wie vor in städtischen Kontexten, die historisch gesehen von Männern gestaltet und kodiert wurden. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Beteiligung und Planung machen die anhaltenden strukturellen Ungleichheiten deutlich.
Die Stadt Pordenone wollte ein partizipatives Format entwickeln, das in mittelgroßen Städten angewandt werden kann, um die kollektive Konzeptualisierung der Zukunft der Stadt zu fördern. Die Kernfrage lautete: Können wir uns eine bessere Zukunft aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive vorstellen? Ihr Hauptziel in diesem Prozess war es, die Bevölkerung der Stadt zu sensibilisieren und Gender Mainstreaming in der Planung und Politik der Stadt zu verankern. Die Stadt wählte strategische Bereiche aus, auf die sie sich konzentrieren wollte - Arbeit, Intergenerationalität, Zeit und Räume - und entwarf eine Schatzsuche durch die Stadt, die auf einem Live Action Role Play (LARP) basierte. Es wurde ein Weg festgelegt, der Haltestellen an Schulen, Supermärkten, öffentlichen Gebäuden, dem Kino usw. umfasste. Die Teilnehmerinnen wurden angewiesen, an jeder Station Fragen zu beantworten und einen Gegenstand aus der Vergangenheit und der Zukunft zu finden. Der nächste Punkt des Weges ergab sich aus ihren Antworten und ihrer Wahl. Ziel war es, den Teilnehmer:innen eine neue Sichtweise zu ermöglichen, indem gewohnte Szenarien unterbrochen wurden und eine neue Perspektive auf vertraute Räume geboten wurde.
Cesis (Lettland)
Code-Clubs für Mädchenschulen
Bis heute ist der Mangel an Mädchen und jungen Frauen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) in Schulen und Universitäten unbestreitbar. Als Teilnehmerin am TechTown Aktionsplanungsnetzwerk (2015 - 2018) zum Aufbau digitaler Städte hat die Stadt Cesis dieses strukturelle Problem schnell erkannt. Der Lehrplan der Schulen ist in der Regel voll und ganz anderen Schwerpunktthemen gewidmet, und die Städte selbst haben wenig oder gar keine Möglichkeit, die Präferenzen der Kinder zu beeinflussen. Allerdings gibt es oft Möglichkeiten, das Programm zu "hacken". So kann die Stadtverwaltung den Schulen beispielsweise vorschlagen, außerschulische Aktivitäten anzubieten: Code-Clubs (Programmierclubs) oder "Lunch and Learns", die sich an Mädchen richten und starke weibliche Vorbilder in MINT-Berufen vermitteln.
Die Cesis-Zweigstelle der Technischen Universität Riga hat zusätzliche Aktivitäten für Schüler im Alter von 12 bis 19 Jahren und Lego-Robotikkurse im Cesis-Kinder- und Jugendzentrum eingerichtet. Selbst kurze Interventionen können einen großen Unterschied machen. Bei der Planung ließ man sich von LearnIT.lv in Lettland inspirieren. Dieses Experiment zeigte, dass nach einem nur zweistündigen Workshop über MINT-Fächer das Interesse der Mädchen an einem Programmierstudium von 2 % auf 13 % anstieg. Es ist auch erwähnenswert, dass dies immer noch eine sehr aktuelle Herausforderung ist. Kürzlich hat die Stadt La Rochelle (FR), die für ihren stark nautischen und industriellen Sektor mit einer großen Mehrheit männlicher Arbeitnehmer bekannt ist, im Rahmen des Genderedlandscape Aktionsplanungsnetzwerk (2019 - 2022) eine Reihe von Hackathons für Schüler und insbesondere für Mädchen entwickelt.
Baskenland (Spanien)
Gender und Regionalrecht
Obwohl das Baskenland nicht zu den Begünstigten von URBACT gehört, ist es kein "neues Gesicht" in der URBACT-Gemeinschaft. Das Baskenland wurde nicht nur in beiden Fassungen des Berichts über geschlechtergerechte Städte vorgestellt - wobei Themen von der Beratung von Frauen, die gewählte Amtsträgerinnen sind, bis hin zur Erziehung zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt beleuchtet wurden -, sondern auch eine Rednerin von Emakunde (dem baskischen Institut für Frauen) wurde eingeladen, während einer Plenarsitzung zum Thema "Wie Geschlechtergleichstellung nachhaltige Städte schafft" auf dem URBACT-Städtefestival in Pantin im Großraum Paris das Wort zu ergreifen. Kürzlich wurde die Stadt neben Wien als Schlüsselbeispiel für geschlechtergerechte öffentliche Beschaffung vorgestellt. Dieses neue Modul des URBACT-Online-Kurses über strategische öffentliche Beschaffung wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschlechtergleichstellung (EIGE) durchgeführt.
Im Jahr 1999 wurde die Gleichstellung der Geschlechter erstmals in das regionale Recht des Baskenlandes aufgenommen. Seitdem hat Emakunde mit dem Verband der baskischen Gemeinden (EUDEL) zusammengearbeitet, um geschlechtsspezifische Aspekte in die öffentliche Politik und die Verfahren, einschließlich der Auftragsvergabe, einzubeziehen. Dieser kooperative Ansatz hat günstige Bedingungen geschaffen, Kapazitäten aufgebaut und Maßnahmen auf lokaler Ebene unterstützt. Infolgedessen enthielten nach den neuesten verfügbaren Daten im Jahr 2020 87 % der öffentlichen Aufträge mindestens eine Gleichstellungsklausel. Das ist ein Anstieg gegenüber 67 % im Jahr 2015, 42 % im Jahr 2010 und 11 % im Jahr 2005. Ein konkretes Beispiel stammt aus Artziniega, einer kleinen baskischen Stadt, in der die Stadtverwaltung im Jahr 2021 einen Auftrag für Tagesbetreuungsdienste für ältere Menschen vergab und dabei spezifische Kriterien für die Chancengleichheit von Frauen und Männern in die Ausschreibung aufnahm. Mehr über diese Erfahrung erfahren Sie in den URBACT-Modulen zur geschlechtergerechten öffentlichen Auftragsvergabe.
Künftige Städte in Aktionsplanungsnetzwerken
Was URBACT IV für begünstigte Städte bereithält
URBACT setzt sich dafür ein, die Gleichstellung der Geschlechter in allen Programmaktivitäten zu verbessern: in den Antworten der EU auf städtische Herausforderungen und in den Planungsprozessen aller URBACT-Städte. Es überrascht nicht, dass die Gleichstellung der Geschlechter zu den drei Querschnittsprioritäten für diesen Programmplanungszeitraum (2021 - 2027) gehört - neben dem grünen und dem digitalen Thema. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle URBACT-Netzwerke von nun an ausschließlich zu diesen Themen arbeiten werden. Im Gegenteil, das Programm begrüßt einen Bottom-up-Ansatz, bei dem die förderfähigen Städte verschiedene städtische Herausforderungen angehen können, die den Projektpartnern gemeinsam sind und die den lokalen Bedürfnissen entsprechen.
Künftig soll die Gleichstellung der Geschlechter als grundlegendes Thema betrachtet werden, aus dem Lösungen für hinderliche Aspekte gefunden werden können. Wie es im Kooperationsprogramm heißt:
"Obwohl URBACT nach dem "Bottom-up"-Prinzip arbeitet, um den Städten die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Herausforderungen zu identifizieren, werden die in Artikel 9 der Verordnung (EU) 2021/1060 genannten horizontalen Grundsätze (EU-Grundrechtecharta, Gleichstellung der Geschlechter, Nichtdiskriminierung, nachhaltige Entwicklung, Zugänglichkeit) von allen Netzwerken als Teil der Bewertungskriterien für die Projektauswahl berücksichtigt. Die laufende Überwachung und Evaluierung der Netzwerke wird darauf abzielen, bewährte Verfahren in diesen Bereichen hervorzuheben. Spezielle Schulungen zu den Themen Gleichstellung der Geschlechter, digitaler Wandel und Klimaschutz werden für alle Netzwerke obligatorisch sein. (...) URBACT IV wird das Angebot für den Aufbau von Kapazitäten in Verbindung mit digitalen, grünen und geschlechtsspezifischen Aspekten als Querschnittsthemen für alle Netzwerke und Aktivitäten des Programms erweitern. (...) Als Teil des URBACT Knowledge Hub werden thematische Aktivitäten den Städten die Möglichkeit geben, sich zu treffen und sich über Themen auszutauschen, die die URBACT-Netzwerke betreffen, einschließlich grüner, digitaler und geschlechtsspezifischer Themen".
Im Rahmen des Calls zur Einreichung von Anträgen für Aktionsplanungsnetzwerke konnten Sie im Partnersuch-Tool bereits einige Hinweise darauf finden, wie die Städte das Gleichstellungsspektrum in ihre Vorschläge einbeziehen wollen. Nach dem Beispiel von WEED und Genderedlandscape könnten einige Städte endlich das Potenzial erkennen, ihre Bemühungen direkt auf den Kern dieses Themas zu konzentrieren. Dies ist bei mindestens vier Projektideen der Fall und vielleicht bei vielen weiteren, die nicht online veröffentlicht sind. Der offene Call für Aktionsplanungsnetzwerke lief bis Ende März, und das URBACT-Team ist gespannt, was als nächstes kommt.
Wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre dieser 10 Beispiele genauso inspiriert und angespornt sind wie wir, um weiterhin für echte und konkrete geschlechtergerechte Maßnahmen in europäischen Städten zu kämpfen, die Gleichheit, Vielfalt und Inklusion für alle gewährleisten.
Um mehr über Gender Equal Cities zu erfahren, besuchen Sie den URBACT Knowledge Hub!
Der Artikel basiert auf dem aus dem Englischem übersetzten URBACT-Artikel "10 times URBACT has driven change for Gender Equal Cities".