Deutsche Städte nutzen Angebote von EUI und URBACT für nachhaltige Transformation – Ein Rückblick auf 2025

Edited on 17/12/2025

URBACT/EUI 2025

© URBACT/Joe Takes, Max Dörr, Linn Tramm

Das Jahr 2025 war für die deutsche Kontaktstelle von URBACT und der Europäischen Stadtinitiative (EUI) geprägt von intensiver Zusammenarbeit und einer wachsenden Beteiligung deutscher Städte an den beiden Programmen. Die gemeinsame Kontaktstelle übernahm hierbei eine zentrale Rolle: Sie informierte Kommunen über aktuelle Förderaufrufe und Unterstützungsangebote, begleitete Bewerbungen und schuf Räume für Austausch und Vernetzung. Wir wollen mit Ihnen auf die Highlights des Jahres 2025 zurückblicken. 

Fünf URBACT-Good-Practices aus Deutschland ausgezeichnet 

 

Beim diesjährigen URBACT-City-Festival vom 8.-10. April 2025 in Breslau, Polen, wurden 116 europaweite Good-Practices der nachhaltigen Stadtentwicklung ausgezeichnet. Mit dabei: Projekte der nachhaltigen Mobilität, Kreislaufwirtschaft, sozialer Inklusion und Partizipation und viele mehr. Auch vier deutsche Städte haben 2025 eine „Good-Practice“ -Auszeichnung erhalten: Düsseldorf, KielRegion, Flöha und die Stadt München für zwei Vorzeigeprojekte. Die vielseitigen Projekte beschäftigen sich mit Hochwasserschutz, integrierter Stadtteil- und Stadtzentrenentwicklung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Kreislaufwirtschaft. 
Lesen Sie mehr zu den Good-Practices in unserem Artikel

 

URBACT City Festival

Auszeichnung der Good-Practices beim URBACT-City-Festival 2025. © Joe Takes, URBACT

 

Deutsche URBACT-Transfernetzwerkpartner: Leipzig und Düsseldorf

 

Bis zum 30. Juni 2025 konnten sich europäische Städte für URBACT-Transfernetzwerke mit Good-Practice Städten bewerben. Ziel der Transfernetzwerke ist es, voneinander zu lernen und die bewährten Good-Practices aus der Leadpartner-Stadt auf die lokalen Kontexte der anderen Städte zu übertragen. Aus Deutschland sind die Städte Leipzig und Düsseldorf an zwei neuen Transfernetzwerken beteiligt. 


Nach dem Vorbild des Good-Practice-Projekts „Human Power Hub“ der Stadt Braga in Portugal, wird die Stadt Leipzig im Netzwerk ein Kooperationsmodell für soziale Innovation weiterentwickeln. Nach einem partizipativen Ansatz sollen Bürger:innen, öffentliche Einrichtungen, Wissenschaft und Unternehmen besser miteinander verbunden und soziale, städtische Initiativen unterstützt werden. Die Stadt Düsseldorf widmet sich im Netzwerk „Urban Echo“ der integrierten Stadterneuerung durch datengestützte, partizipative Planung und vielfältige Partnerschaften. In der Düsseldorfer Friedrichstadt soll ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet und umgesetzt werden. Dabei wird sie in dem Netzwerk den Ansatz des Good-Practice-Projekts der Stadt Gent übertragen. 

URBACT-Aktionsplanungsnetzwerke finalisieren ihre Pläne 

 

Mit dem Ende von 2025, neigt sich auch die Laufzeit der URBACT-IV Aktionsplanungsnetzwerke dem Ende zu. Damit enden für sechs beteiligte deutsche Partnerstädte drei Jahre transnationaler Austausch, Netzwerken und Capacity-Building sowie die gemeinsame Entwicklung der integrierten Handlungskonzepte (Action Plans).  
Aus Deutschland sind die Städte Leipzig, Mannheim, Solingen, Löbau und München in sechs Aktionsplanungsnetzwerken beteiligt. Jede deutsche Partnerstadt hat gemeinsam mit diversen Stakeholder-Gruppen in lokalen URBACT-Arbeitsgruppen (URBACT Local Groups, ULGs) an der Entwicklung integrierter Handlungskonzepte gearbeitet und sich in transnationalen Netzwerktreffen mit den europäischen Partnerstädten ausgetauscht. 


Die Stadt Leipzig beschäftigte sich im Netzwerk „ARCHETHICS“ mit dissonantem, unbequemen Kulturerbe. In Mannheim wurden im Netzwerk „Cities for Sustainable Governance“ innovative Governance-Strategien für die Integration der Sustainable Development Goals (SDGs) entwickelt. Die Stadt München ist in zwei Aktionsplanungsnetzwerken beteiligt: „LET’S GO CIRCULAR“ und „One Health 4 Cities“.  Bei „LET’S GO CIRCULAR“ arbeitet an der Kreislaufstrategie für die Stadt München, während die Stakeholder von „One Health 4 Cities“ den One-Health-Ansatz in einer ganzheitlichen städtischen Gesundheitsstrategie verankern will. Beim One-Health Ansatz sollen die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt in städtischen Strategien und Projekten gemeinsam gedacht werden. 

Für die Revitalisierung einer ehemalige Nudelfabrik entwickelt die sächsische Kleinstadt Löbau im Netzwerk „Green Place“ ein integriertes Handlungskonzept und testete erste Nutzungen. Zuletzt entwickelt und testet die Neue Effizienz gemeinnützige GmbH gemeinsam mit der Stadt Solingen im Netzwerk „In4Green“ Maßnahmen für die nachhaltige Entwicklung von Industriestädten.

Hohe Beteiligung an den Angeboten der Europäischen Stadtinitiative (EUI) 

 

Auch die EUI-Calls stießen dieses Jahr auf großes Interesse. Hier standen innovative Ansätze für nachhaltige Stadtentwicklung im Mittelpunkt, die von deutschen Kommunen aktiv aufgegriffen wurden. Inzwischen gibt es eine deutsche Beteiligung an allen Unterstützungsangeboten der Europäischen Stadtinitiative. Darüber hinaus waren deutsche Kommunen beim Cities Forum in Krakau im Juni 2025 vertreten. Dort präsentierten sie ihre Projekte und knüpften neue Kontakte zu europäischen Partnern. Die Themen reichten von Klimaschutz über digitale Bürgerbeteiligung bis hin zu sozialer Inklusion.

Städte lernen voneinander beim „City-to-City Exchange“

 

Ein besonders dynamisches Feld war 2025 die Teilnahme deutscher Städte an den „City-to-City-Exchanges“ der EUI. Hier konnten Kommunen voneinander lernen und konkrete Strategien für urbane Herausforderungen entwickeln. Insgesamt wurden im Jahr 2025 neun Austausche genehmigt. So tauschte sich beispielsweise Chemnitz mit Nova Gorica (Slowenien)  über nachhaltige Strategien für Kulturtourismus im Kontext der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 aus und Berlin Friedrichshain-Kreuzberg arbeitete mit Paris (Frankreich) zusammen an partizipativen und inklusiven Ansätzen für grüne und resiliente Nachbarschaften. Weitere Themen, zu denen sich deutsche Städte mit anderen europäischen Städten ausgetauscht haben, sind u.a. Klimaanpassung, Stadterneuerung, nachhaltige Organisation von Großveranstaltungen. Weitere Austausche zu einem Themenspektrum vom Kulturerbemanagement bis zum Management europäischer Fördermittel werden aktuell durchgeführt und weitere wurden bereits genehmigt. 

 

City to City Wien

City-to-City Wien Berlin © Stadt Wien, Selina Gusenbauer 
 

Auch im Bereich „Peer Review“ war Deutschland vertreten: So beteiligte sich Hamburg aktiv in der Rolle des „Peer Reviewers“ und brachte seine Erfahrungen in die Diskussion ein. Für weitere Informationen empfehlen wir auch unser Interview mit Martin Krekeler, Horizon-Projektkoordinator und Berater für EU-Förderprogramme in der Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg, der Anfang des Jahres in der Rolle des „Peer Reviewers! An der Peer Review in Torrelavega (Spanien) teilnahm. 

Hamburg und Nürnberg beteiligen sich bei „Innovative Actions“

 

Besonders hervorzuheben ist die erfolgreiche Teilnahme deutscher Städte an den „Innovative Actions“ der EUI. Mit Hamburg und Nürnberg erhielten gleich zwei deutsche Städte die begehrte Förderung im dritten Call. Hamburg setzt mit dem Projekt CUSTOM auf barrierefreie Mobilität im öffentlichen Nahverkehr, während Nürnberg mit ZEROit die Emissionen von Gebäuden drastisch reduzieren möchte. 

Darüber hinaus erhielten Leipzig, Hof, Koblenz und Heidelberg die Möglichkeit, die Umsetzung innovativer Projektideen anderer europäischer Städte als Transferpartner zu begleiten. Die Umsetzung aller Innovative Actions Projekte des dritten Calls startete im Oktober.

CUSTOM – Barrierefreier Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg

CUSTOM Projekt Hamburg

Britta Oehlrich, vhh.mobility Geschäftsführerin, Influencer Erdin Ciplak (Mr. BlindLife) und Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende, bei der Vorstellung der hvv Custom App. Quelle: EU-Förderung für die Assistenz-App hvv Custom - vhh.mobility

Mit dem Projekt „CUSTOM“ verfolgt Hamburg das Ziel, den öffentlichen Nahverkehr konsequent barrierefrei zu gestalten. Im Mittelpunkt steht das sogenannte „Zwei-Sinne-Prinzip“, das sicherstellt, dass Informationen im Verkehrssystem stets über mindestens zwei unterschiedliche Sinneskanäle zugänglich sind – etwa visuell und akustisch. Besonders innovativ ist der integrative Ansatz: Betroffene wurden aktiv in den Designprozess eingebunden, sodass ihre Perspektiven direkt in die Entwicklung einfließen. Ziel ist es, ein übertragbares Modell zu schaffen, das auch in anderen europäischen Regionen für eine inklusivere Mobilität sorgt.

ZEROit – Emissionen von Gebäuden in Nürnberg reduzieren

Das Projekt „ZEROit“ aus Nürnberg setzt an einem zentralen Hebel für den Klimaschutz an: den Emissionen von Gebäuden. Mit innovativen Instrumenten wie dem Holistic Portfolio Planning Tool (HPP-Tool) sollen Eigentümer nachhaltige Investitionsentscheidungen treffen können. Ergänzt wird dies durch den „Rapid Zero-Emission Renovation Approach“, der kosteneffiziente Technologien wie Wärmepumpen einführt, um Gebäude emissionsfrei zu machen. Das Projekt hat das Potenzial, als Blaupause für viele andere europäische Städte zu dienen, die ihre Gebäudebestände klimafreundlich transformieren wollen.

URBACT und EUI vernetzen und bringen Europa ins Quartier  

 

Auf dem Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik (NSP) 2025 diskutierten wir in der Europa-Arena, welche Chancen europäische Förderung und Zusammenarbeit für eine nachhaltige und inklusive Entwicklung von Städten und Quartieren bietet. Dabei wurden praxisnahe Beispiele europäischer Projekte aus Löbau, Turku (Finnland) und Mouans-Sartoux (Frankreich) vorgestellt und konkrete Impulse für kommunale Stadtplanung gegeben. Auf Exkursion ging es auf den Campus-Südstadt der Universität Rostock, der mit Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) nachhaltige Universitätsgebäude realisierte. 

NSP Kongress Europaarena

Europa-Arena beim Kongress für Nationale Stadtentwicklungspolitik 2025 in Rostock. © Linn Tramm

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war der nationale URBACT-Dialog in Düsseldorf im November 2025, bei dem Vertreter: innen aus unterschiedlichen deutschen Städten zusammenkamen. Der URBACT-Dialog bot Raum für den Austausch zwischen aktuellen URBACT-Städten und ermöglichte interessierten Kommunen einen Einblick in URBACT sowie weitere EU-Vernetzungsmöglichkeiten. Erfahrene URBACT-Städte gaben Einblicke in Erfolge, Herausforderungen und Erfahrungen der URBACT-Arbeit, während neue Städte von diesen Erfahrungen profitierten und eigene Fragen einbrachten. Düsseldorf selbst präsentierte das Good-Practice-Projekt zur integrativen und grünen Infrastruktur am Stadtrand in einer Führung. 

Wie geht es weiter? 

 

Die Aktivitäten von 2025 verdeutlichen: Deutsche Städte sind nicht nur Empfänger von Fördermitteln, sondern aktive Gestalter in europäischen Netzwerken. Die Kontaktstelle von URBACT und EUI hat dabei entscheidend dazu beigetragen, Informationen zu bündeln, Hürden bei der Antragstellung zu überwinden und die Sichtbarkeit deutscher Projekte auf europäischer Ebene zu stärken. 

Im nächsten Jahr 2026 erwarten Sie weitere Calls, Veranstaltungen und Möglichkeiten der Vernetzung und Weiterbildung mit URBACT und EUI. Im Frühjahr 2026 startet ein neuer EUI-Call für Innovative Actions und ein URBACT-Call für Aktionsplanungsnetzwerke. Beim URBACT-City-Festival in Nikosia in Zypern vom 31. März zum 1. April 2026 werden Sie die Möglichkeit haben sich mit über 500 Stadtakteuren aus ganz Europa für anstehende Calls zu vernetzen. Sichern Sie sich jetzt einen Platz! 
Darüber hinaus können Sie sich wieder das ganze Jahr über auf einen City-to-City Exchange bewerben, sowie im Frühjahr und Herbst auf die Calls für „Peer-Reviews“. Abonnieren Sie unseren Newsletter, um nichts zu verpassen!

Submitted by on 17/12/2025
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Heike Mages

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